16.02.2021

Taskforce Pflege: Bewertung von NGOs fällt zwiespältig aus

„Konstruktive Ergebnissammlung“ aber „fehlende politische Entscheidungsfindung“

Die NGOs erhoffen sich etwa mehr Unterstützung für pflegende Angehörige und bessere Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal. Foto: pixabay

„Konstruktive Ergebnissammlung“ aber „fehlende politische Entscheidungsfindung“

Wien (epdÖ) – Zwiespältig bewertet die Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt (BAG), der auch die Diakonie angehört, den am Sonntag, 14. Februar, vom Sozialministerium vorgelegten Bericht der „Taskforce Pflege“. Man anerkenne das Kompendium als „konstruktive und breite Ergebnissammlung“, vor allem aber weise man „auf die ausständige politische Entscheidungsfindung hin“, heißt es in einer Aussendung der BAG. „Das wesentliche Verdienst des vorliegenden Berichts ist es einerseits, die Komplexität der Reformaufgabe vor Augen zu führen, und andererseits, eine Fülle konstruktiver möglicher Ansatzpunkte dafür aufzuzeigen“, meint Elisabeth Anselm, Geschäftsführerin des Hilfswerk Österreich und derzeit Vorsitzende der BAG, der auch Caritas, Volkshilfe und Rotes Kreuz angehören. „Nun gilt es, die Agenda politisch zu bewerten, in ein abgestimmtes Reformprogramm zu gießen und einer effektiven Umsetzung zuzuführen“, meint Anselm. Die Zeit dränge – insbesondere mit Blick auf die Herausforderungen beim Personal, aber auch auf die Situation der Betroffenen und Angehörigen.

Hilfe für pflegende Angehörige gefordert

Mehr Unterstützung für pflegende Angehörige fordert Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser. Vier von fünf der 455.000 Pflegegeld-Beziehenden würden von zuhause versorgt, weniger als die Hälfte der pflegenden Angehörigen erhielten Unterstützung von sogenannten „formellen“ Diensten. „Auf der einen Seite müssen neue passende Betreuungsangebote geschaffen, sowie sozialraumorientierte Dienste und Tageszentren ausgebaut werden. Und auf der anderen Seite sind neue Wohnformen gefragt, wie wir sie in der Diakonie entwickeln“, so Moser. Mehr Angebote, die die Betreuung in der gewohnten Umgebung möglich machen, wünscht sich auch Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes. Dazu sei es wichtig, die Gesundheitskompetenz der Menschen zu stärken und pflegende Angehörige mit niederschwelligen, leistbaren und flexiblen Betreuungsange­boten zu entlasten.

„Aktive Arbeitsmarktpolitik“

Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich, bewertet positiv, dass sich ein eigenes Kapitel des Berichts den notwendigen Maßnahmen gegen die steigende Einsamkeit widmet: „Die Erfahrung zeigt uns, dass Einsamkeit alle Altersgruppen betrifft. Daher wünschen wir uns, dass die Maßnahmen nicht nur auf ältere Menschen fokussieren, sondern beispielsweise mit steigender Umsetzung von Caring Communities alle Menschen erreicht werden.“ Bessere Arbeitsbedingungen für in der Pflege Tätige wünscht sich Volkshilfe-Generalsekretär Erich Fenninger, „aber vor allem eine aktive Arbeitsmarktpolitik, damit Um- und Wiedereinsteiger*innen eine Ausbildung für den Pflege- und Betreuungsbereich finanziell ermöglicht wird“.

Angst vor aufgeblähter Verwaltung

Sorgen bereiten den Vertreterinnen und Vertretern der BAG jene Vorschläge im Bericht, die auf eine Tendenz zur Aufblähung der Verwaltung rund um die Pflege und Betreuung schließen lassen. Die Vorschläge zu Case Management, Pflege-Lotsen und Community Nurses seien sicher mit guter Absicht formuliert worden, aber man müsse dringend darauf achten, dass man hier nicht auf falsche Wege gerate. Es müsse in jedem Falle um die Etablierung nutzenstiftender Dienstleistungen und Anlaufstellen für Betroffene und Angehörige gehen, keinesfalls aber um die Schaffung von Parallelstrukturen, die wertvolles Fachpersonal abziehen und den bürokratischen Aufwand erhöhen.

ISSN 2222-2464

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