Täglich auferstehen
Michael Chalupka über schwierige Neuanfänge und alltägliche Erfahrungen
Michael Chalupka über schwierige Neuanfänge und alltägliche Erfahrungen
Ein leeres Blatt liegt vor uns. Das neue Jahr noch unbeschrieben. Was wird es bringen? Was wird sich erfüllen, was wird ausbleiben? Das neue Jahr bietet, scheint es, die Chance des Aufbruchs, der Veränderung. Es verspricht, nichts muss bleiben, wie es ist. Zugleich wissen wir aus Erfahrung, so einfach ist das nicht mit den Neuanfängen, die guten Vorsätze haben meist ein Ablaufdatum.
Der Reformator Martin Luther verwendet oft drastische Bilder, und in seiner Erklärung der Taufe spricht er davon, „dass der alte Adam in uns durch tägliche Reue und Buße soll ersäuft werden und sterben mit allen Sünden und bösen Lüsten; und wiederum täglich herauskommen und auferstehen ein neuer Mensch, der in Gerechtigkeit und Reinheit vor Gott ewiglich lebe.“
Jetzt könnte man meinen, dass die Taufe ein einmaliger Neuanfang wäre, eine Wiedergeburt. Warum aber spricht Martin Luther dann davon, dass der alte Adam täglich ersäuft werden muss und der neue Mensch täglich auferstehen soll?
Ein widersprüchliches Bild, das doch unserer alltäglichen Erfahrung entspricht. Gewohnheiten, die uns schaden, sind nicht so einfach abzulegen. Das, was uns gut tut, ist nicht so einfach in den Alltag zu integrieren. Deshalb ist ein Neuanfang einmal im Jahr zu wenig. Das Leben bietet täglich die Chance auf einen Neubeginn. Jeden Morgen kann ein neuer Mensch herauskommen und auferstehen, der in Gerechtigkeit vor Gott lebt.
ISSN 2222-2464