10.12.2001

„System der Landwirtschaft nicht zukunftsfähig“

Stellungnahme des Evangelischen Oberkirchenrates A.u.H.B. zum ersten nachgewiesenen Fall von BSE in Österreich

Stellungnahme des Evangelischen Oberkirchenrates A.u.H.B. zum ersten nachgewiesenen Fall von BSE in Österreich

Wien, 10. Dezember 2001 (epd Ö) Anlässlich des Auftretens des ersten nachgewiesenen Falles von BSE in Österreich hat der Evangelische Oberkirchenrat A.u.H.B. Stellung genommen.

Die Stellungnahme im vollen Wortlaut:

„Die BSE-Krise hat europaweit die Agrarproduktion der letzten Jahrzehnte in der Form einer industriellen Massentierhaltung und einer industriellen Überproduktion als falschen Weg erwiesen. Sie hat in drastischer Weise gezeigt, dass billigste Preise für Lebensmittel erst möglich sind, wenn Nutztiere nur als Ware unter dem Druck des Marktes betrachtet und behandelt werden.

Die Suche nach einzelnen Schuldigen und Vorverurteilungen lösen das Problem nicht. Stattdessen müssen Wege gefunden werden, die zu einer am Prinzip der Nachhaltigkeit orientierten, standortgerechten Landwirtschaft und artgerechten Tierhaltung führen. Dieser Umdenkprozess braucht einen langen Atem jenseits von kurzfristigen Schlagzeilen. Gefragt ist Aufklärung statt Angstmache. Vor allem aber erfordert die jetzige Situation unsere Solidarität mit den durch die BSE-Krise in Bedrängnis geratenen, nachhaltig wirtschaftenden Landwirten, um langsam wieder Vertrauen in die landwirtschaftlichen Produkte aufbauen zu können. Wo Landwirte in einen ruinösen Wettbewerb gezwungen werden, wird jede Chance auf Veränderung genommen. Ein Lösen von den erdrückenden Mechanismen des Marktes ist aus eigener Kraft nicht möglich und erfordert massive Unterstützung seitens der Politik und der Konsumenten.

Die Evangelischen Kirchen sehen in der BSE-Krise aber auch die Chance zu einer Umorientierung, zu einem bewussteren Umgang mit der Art der Ernährung und einem Überdenken des eigenen Lebensstils. Die Kirchen sind dabei herausgefordert zu zeigen, dass das bisherige System der Landwirtschaft weder mit dem Ziel der Bewahrung der Schöpfung verträglich noch zukunftsfähig ist.“

ISSN 2222-2464

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