24.09.2008

Supervision als Burnout-Prophylaxe

Zehn Jahre Supervisionsangebot in der Evangelischen Kirche

Zehn Jahre Supervisionsangebot in der Evangelischen Kirche

Wien (epd Ö) – Seit zehn Jahren bietet die Evangelische Kirche A.B. in Österreich Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit, sich durch Supervision im Berufsalltag begleiten zu lassen. Aus diesem Anlass lud die Personalreferentin des Oberkirchenrates, Hannelore Reiner, am Montag, 22. September, im Namen der Supervisions-Koordinationsgruppe ins Evangelische Zentrum nach Wien ein. Vor rund 40 SupervisorInnen, LehrpfarrerInnen, Superintendenten und Mitgliedern der Kirchenleitung sprach die Personalreferentin über die „Erfolgsgeschichte Supervision“. Ziel sei es, „Menschen dazu zu verhelfen, dass sie mit der ganzen Fülle ihrer Möglichkeiten und Gaben ihren Dienst ausüben können und dabei guten Mutes sind“.

Während bei Einzelsupervision – nach wie vor laut Reiner der „eigentliche Renner“ – und jener für PfarrerInnenteams die Nachfrage in den letzten Jahren eher zurückgegangen sei, werde vor allem Pfarrteamsupervision stark nachgefragt. Zwar werde dieses Angebot oft an Stelle von Gemeindeberatung genützt, „aber wenn dadurch Konflikten vorgebeugt oder diese bearbeitet werden, kann ich das nur begrüßen“, sagte die Oberkirchenrätin. Besonders gut angenommen wird das Angebot in Wien und Oberösterreich, auch in der Steiermark, in Salzburg und Niederösterreich sei die Zahl der SupervisandInnen gestiegen, während Burgenland und Kärnten die Schlusslichter bildeten. „Voll aufgegangen“ sei die Idee, LehrvikarInnen und PfarramtskandidatInnen Supervision kostenlos anzubieten, weil sie dadurch den Wert der externen Begleitung „kennen und schätzen gelernt haben“. Dass auch ein Superintendentialausschuss auf das Angebot bereits zurückgegriffen habe, könne „Schule machen“. Gerade auch in der in den letzten Jahren neu etablierten Notfallseelsorge habe Supervision einen besonderen Stellenwert und sei durch einen jungen Militärpfarrer „sogar ins Bundesheer eingezogen“. Im Gespräch mit den SupervisorInnen wurde deutlich, dass das Thema „Hauptamtliche – Ehrenamtliche“ auch in der Supervision eine große Rolle spielt. „Supervision ist sicher kein Allheilmittel für jeden Konflikt, aber gäbe es sie nicht, würde Wesentliches fehlen“, sagte Reiner.

Arbeit an der Arbeit

Der bekannte Supervisor und Coach Wolfgang Schmetterer bezeichnete bei dem Treffen Supervision als „Arbeit an der Arbeit“. In seiner Beratungstätigkeit bemerke er seit einiger Zeit die Tendenz, „Supervision dann zu nutzen, wenn es gut geht“, gewissermaßen als „Luxus“ und Burnout-Prophylaxe. Sinnfragen erlebe er gehäuft bei seinem Coaching. Im Zentrum der Beratungstätigkeit müsse, gerade auch im kirchlichen Umfeld, die „Wertschätzung des Gegenübers“ stehen. Wesentlicher Punkt ist für Schmetterer auch die Fähigkeit, Situationen „einfach zu akzeptieren“, erst dann sei Weiterentwicklung möglich. Schmetterer: „Viele sind gut im Analysieren, scheitern aber am Akzeptieren.“

Oberkirchenrätin Reiner dankte den „VordenkerInnen“, die dieses Angebot initiiert und begleitet haben: Thomas Krobath, selbst Theologe und Supervisor, und Pfarrerin und Psychotherapeutin Johanna Uljas-Lutz. Beide hätten 1998 bei Bischof Herwig Sturm wichtige Unterstützung für ihr Anliegen gefunden. Reiner dankte auch Pfarrerin Karin Engele, die sich innerhalb des Vereins evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer für das neue Angebot eingesetzt hatte, und der Vertreterin der SupervisorInnen, Martha Kalasek. Künftig koordinieren das Supervisionsangebot das Personalreferat, die Supervisorin Vera Albert und eine Vertreterin des PfarrerInnenvereins. Wie auch in den letzten zehn Jahren fördert die Kirche weiterhin dieses Projekt: Bei Einzelsupervision wird den SupervisandInnen ein Drittel der Kosten als Selbstbehalt in Rechnung gestellt, den Rest übernimmt die Kirche.

ISSN 2222-2464

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