07.09.2015

Superintendent Koch fordert kürzere Asylverfahren

Gedenkgottesdienst für verstorbene Flüchtlinge in Parndorf

Der biblische Auftrag zu helfen "gilt auch uns. Hilfsbedürftigen Menschen muss geholfen werden, ohne nach der Ursache der Not zu fragen", sagte Superintendent Manfred Koch beim Gedenkgottesdienst. (Foto: Diözese Eisenstadt/Gossmann)

Gedenkgottesdienst für verstorbene Flüchtlinge in Parndorf

Neusiedl am See (epdÖ) – In einem ökumenischen Gottesdienst wurde am Freitagabend, 4. September, der 71 Opfer der Flüchtlingstragödie auf der A4 gedacht. Gemeinsam riefen der römisch-katholische Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics, der evangelische Superintendent Manfred Koch und der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis zur Hilfe und Solidarität mit den Flüchtlingen auf.

Als eine „Schande für die Menschheit“, die sich nie mehr wiederholen darf, bezeichnete Zsifkovics den Tod der 71 Flüchtlinge auf der Ostautobahn. „Alle in unserem Land“ müssten nun zusammenstehen, um die Not zu bewältigen und die weiter nach Österreich strömenden Flüchtlinge aufzunehmen, erklärte der Bischof in dem Gottesdienst, an dem auch Landeshauptmann Hans Niessl und Landesrat Norbert Darabos teilnahmen. Im Gedenken an die Opfer wurden in der Stadtpfarrkirche 71 Kerzen entzündet.

„In diesen Tagen ist wahrhaft unser Menschsein und noch mehr unser Christsein gefordert und hart auf die Probe gestellt“ sagte Zsifkovics und appellierte an die Pfarren seiner Diözese: „Es soll keine Pfarre bei uns geben, die sich dem entzieht, denn daran hängt unsere Glaubwürdigkeit!“ An der Flüchtlingsfrage werde sich entscheiden, „ob Europa als eine von christlichen Wurzeln, vom Prinzip der Menschenwürde und der Unveräußerlichkeit von Grundwerten getragene Wertegemeinschaft, als Friedensprojekt im offenen, demokratischen und solidarischen Miteinander wirklich gelebt wird, oder ob der europäische Gedanke zur Makulatur geworden ist“, so Zsifkovics.

Superintendent Koch forderte von den politisch Verantwortlichen kürzere Asylverfahren: „Mir wurde gesagt, dass ein Asylwerber bis zu neun Monate bis zu einem Erstgespräch warten muss und dann noch einmal so lange, bis eine Entscheidung fällt. Vielleicht können wir hier helfen, unserem christlichen Auftrag zu entsprechen. Wir Burgenländer sind geübt im Helfen“, bekräftigte der Superintendent. „Merken wir erst dann, wenn Menschen vor unserer Hautür sterben, wie ernst die Lage ist?“, so Koch wörtlich. Menschen suchten Hilfe in ihrer lebensbedrohenden Not „und in Europa wird lange und breit diskutiert, ob man ihnen helfen muss“. Der biblische Auftrag zu helfen „gilt auch uns. Hilfsbedürftigen Menschen muss geholfen werden, ohne nach der Ursache der Not zu fragen.“

Metropolit Arsenios Kardamakis erinnerte daran, dass Migration und Fluchtbewegungen eine Grundkonstante in der Menschheitsgeschichte darstellten, an der sich die Nächstenliebe zu bewähren habe: „Unsere Welt ist seit Jahrtausenden in Bewegung. Das vergessen wir. Auch, dass Jesus ein Flüchtling war. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir alle Reisende und Wandernde sind.“ Die Flüchtlingsfrage gehe somit alle an, sie sei kein exklusives Problem, das sich in gesellschaftliche Randzonen verschieben lasse.

ISSN 2222-2464

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Flüchtlinge | Burgenland | Koch

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