07.11.2009

Studientag „Evangelisch evangelisieren“

Generalsynode erarbeitete Empfehlungen für Pfarrgemeinden

Generalsynode erarbeitete Empfehlungen für Pfarrgemeinden

Salzburg (epd Ö) – „Evangelisch evangelisieren“: Dem Schwerpunktthema der in Salzburg tagenden Generalsynode war am Freitag, 6. November, ein Studientag gewidmet. Die Mitglieder der Generalsynode erarbeiteten dabei Empfehlungen für Pfarrgemeinden, die in einen Korb gelegt und dem Präsidenten der Generalsynode übergeben wurden.

Vor dem Beschluss der Resolution zum Schwerpunktthema präsentierten die Leiterinnen und Leiter der Arbeitsgruppen ihre Vorschläge den über 60 Mitgliedern der Generalsynode. „Wir wollen neue Räume aufsuchen, die Sehnsüchte der Menschen ansprechen, Teams fördern und durch ansprechende Gottesdienste wirken“, berichtete der Schladminger Pfarrer Gerhard Krömer aus seiner Arbeitsgruppe. Dabei soll auch der kirchliche Raum bewusst gestaltet werden.

Messbare Mindeststandards für einladende Gemeinden

Das könnte, wenn es nach den Vorstellungen der Arbeitsgruppe unter der Leitung der Wiener Seniorin Gabriele Lang-Czedik geht, schon bald „messbares Kriterium“ sein. Die Arbeitsgruppe schlug vor, ähnlich zum Hauben-System bei guten Restaurants auch Pfarrgemeinden und Gottesdienste anonym von qualifizierten Personen bewerten zu lassen. Als Mindeststandards für einladende und offene Gemeinden wurden definiert: Auch unter der Woche offene Kirchentüren, persönliche Begrüßung beim Gottesdienst, gute Beschilderungen am Weg zur Kirche und innerhalb des Kirchengebäudes, kinderfreundliche Einrichtung und Gestaltung, ein kommunikatives Angebot nach dem Gottesdienst ebenso wie eine angenehme Raumtemperatur, die Erreichbarkeit des Pfarramtes und die Aktualität der Gemeindemedien.

Die Wiener Superintendentialkuratorin Univ.-Prof. Inge Troch und der reformierte Oberkirchenrat Johannes Wittich regten aus ihrer Arbeitgruppe an, Hilfesuchende zu unterstützen ohne nach den Ursachen der Not, der Herkunft oder dem Glauben zu fragen: „Wir brauchen Lobbying für Menschen in Not.“ Wichtig sei es, Ehrenamtliche zu begleiten, auszubilden und zu vernetzen und die Synergien von Pfarrgemeinden zu fördern.

Geschärftes Profil

„Pfarrerinnen und Pfarrer sollten einfach, verständlich und persönlich über das Was und Warum ihres Glaubens sprechen“, sagten die Kärntner Superintendentialkuratorin Helga Duffek und der Rektor des Werkes für Evangelisation und Gemeindeaufbau, Fritz Neubacher, in ihrem Bericht. Die Arbeitsgruppe von Gerhard Wakolbinger, dem Geschäftsführer des Werkes, plädierte für mehr ökumenische Nachbarschaft, „um voneinander zu lernen und miteinander zu handeln“. Dazu brauche es ein geschärftes Profil, das Abbauen der Ängste vor Vereinnahmung und den Mut, sich „offen zu positionieren ohne Vergleich und Abgrenzung“.

Für mehr „Klarheit, Glaubwürdigkeit und Attraktivität“ im öffentlichen Auftreten sprachen sich auch die Mitglieder jener Arbeitsgruppe aus, von der der Pfarrer aus Gmunden, Martin Eickhoff, berichtete. Wichtigstes „Medium“ sei der authentische Mensch selbst: „Alles, was wir in der Pfarrgemeinde tun, ist Öffentlichkeitsarbeit.“ Die Verbindung zwischen Verkündigung des Evangeliums und glaubwürdigem Engagement strich auch die nächste Arbeitsgruppe hervor. Dabei gehe es um „Respekt, nicht nur um Toleranz“, sagte die Leiterin der Bibelgesellschaft, Jutta Henner. Die Mitglieder ihrer Arbeitsgruppe wünschen sich ein kompetentes Einbringen in den gesellschaftlichen Diskurs mit deutlichem Profil und „evangelischer Streitbarkeit“.

Bischof Michael Bünker und Landessuperintendent Thomas Hennefeld kündigten gemeinsam an, dass die Empfehlungen den Aufgabenkatalog der evangelischen Kirchen auf dem Weg zum Jubiläumsjahr der Reformation 2017 prägen werden.

Lang-Czedik: Neue säkulare Sprache für befreiende Botschaft

Eingeleitet wurde der Studientag, den Udo Bachmair moderierte, mit der Vorstellung eines Impulspapiers zum Schwerpunktthema der Generalsynode. Weil ChristInnen in Europa „kaum mehr wissen oder ausdrücken können, was sie eigentlich glauben“, gehe es um die Frage, „wie wir unsere Werte wie Solidarität, Menschenwürde, Leben aus dem Vertrauen in Gott heute begründen und begründet weitergeben“, erklärte Pfarrerin Gabriele Lang-Czedik bei der Präsentation des Textes, der auf dem Dokument „Evangelisch evangelisieren, Perspektiven für Europa“ der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) beruht. Lang-Czedik hatte die Redaktionsgruppe für dieses Positionspapier geleitet. Lang-Czedik, die sich selbst als „progressive, feministische Theologin“ bezeichnete, konzedierte, „dass es in unseren Kreisen als theologisch unanständig gegolten hat, vom Glauben zu reden“ oder als Kirche zu „evangelisieren“: „Das hatten Schloss Klaus & Co für sich gepachtet.“ Ziel der Arbeit in der Redaktionsgruppe war es, „eine neue säkulare Sprache zu finden für die befreiende Botschaft von unserer bedingungslosen Annahme durch Gott und die Einladung zum miteinander geteilten Leben in Solidarität“, so die Wiener Pfarrerin. Dabei war es wesentlich, „einer aufgeklärten Theologie verpflichtet zu bleiben“ und „die Bibel spirituell, sozial und lebensfördernd statt wörtlich-autoritär“ auszulegen. Menschen müssten dabei als „Subjekte des Handelns und nicht als Objekte der Mission“ ernst genommen werden vor dem europäischen Kontext mit seinen demokratischen Strukturen, Frauenrechten und seiner Religionsfreiheit. „Das Evangelium als Erlösung und Befreiung muss ganzheitlich spürbar sein in Form und Inhalt“, sagte Lang-Czedik wörtlich.

Bischof Michael Bünker betonte, dass Kirche immer an bestimmte Milieus gebunden sei: „Diese Gebundenheit kann auch Gefangenschaft bedeuten. Wir müssen hier Grenzen überschreiten.“ Anknüpfungspunkt seien die Herausforderungen, die die Menschen heute angehen, so Bünker, der auch Generalsekretär der GEKE ist. Es müsse geklärt werden, was „Evangelisation“ bedeute, sagte der Obmann des Theologischen Ausschusses der Generalsynode, Superintendent Hermann Miklas: „Wir brauchen Christinnen und Christen, die in der Lage sind, in ihrem Alltag Zeugnis abzulegen.“ Das Papier spreche auch von der „Gehstruktur, nämlich dass wir zu den Menschen hingehen müssen“, betonte Manfred Golda, Obmann des Ausschusses für Weltmission und Entwicklungszusammenarbeit. Die Liebe Gottes müsse „zum Sprechen kommen“.

ISSN 2222-2464

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