Stefan Schumann als Obmann des Vereins Evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer wiedergewählt
"Gibt es noch ein Auskommen mit diesem Einkommen?"
„Gibt es noch ein Auskommen mit diesem Einkommen?“
St. Pölten (epd Ö) – Pfarrer Stefan Schumann ist der alte und der neue Obmann des Vereins Evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Österreich (VEPPÖ). Auf der Hauptversammlung am 30. August in St. Pölten haben die Teilnehmer und Teilnehmerinnen Schumann einstimmig bei einer Enthaltung ein weiteres Mal für vier Jahre zum Obmann gewählt. Es ist dies seine vierte Amtsperiode in dieser Funktion.
Vor seiner Wiederwahl hatte Schumann in seinem teils emotional gehaltenen Jahresbericht auch Bilanz gezogen über seine vergangene Amtszeit. „Es ist an der Zeit, dass unser Gehalt sehr nüchtern gemessen wird an dem, was in dieser Ausbildungsqualität und zeitlichen Anforderung zumindest im unteren bis mittleren Bereich normalerweise gezahlt werden mag!“, so Schumann. Es könne nicht sein, dass Gehaltsverhandlungen immer die „Demarkationslinie“ haben, „sparend verlaufen zu müssen, am besten auf einer Nulllinie, und niemals mehr danach zu fragen: Hat man wirklich noch sein Auskommen mit diesem Einkommen?“. Es gehe auch um den Nachwuchs, „der sich fragen mag, ob das Abwandern in andere Berufsfelder wenn auch nicht zu mehr Reichtum, dann doch zur besseren Absicherung der existentiellen Situation führt“.
„Mentalität wie an der Wursttheke“
In Bezug auf die berufliche Situation und die Arbeitsbelastung von Pfarrerinnen und Pfarrern herrsche eine „Mentalität wie an der Wursttheke: Darf’s ein bisserl mehr sein?“ – „Nein!“, so Schumann, „es darf nicht ein bisserl mehr sein, vielleicht ein bisserl weniger!“. Nur so könne Kreativität wieder Raum finden. Und wenn der Beruf der Pfarrerin und des Pfarrers mehr Last als Erfüllung bringe, dann helfe es nicht, allein nach „mangelndem Selbstmanagement“ zu suchen. „Ich sage: Fragt jemand nach den Strukturen? Fragt jemand danach, was krank macht? Fragt jemand danach, was Menschen sich erschöpfen lässt, wenn sie doch versuchen, ihren Beruf begeistert auszufüllen?“
Der VEPPÖ arbeite an einer Vision, an einem Grund, an dem es sich zu orientieren gelte: „Wir brauchen dringend ein Leitbild für Pfarrerinnen und Pfarrer, damit wir uns danach richten können. Was heißt es, als Pfarrerin oder Pfarrer in der Evangelischen Kirche in Österreich unter den Bedingungen dieser Tage zu arbeiten?“ Es handle sich immer noch um den „schönsten Beruf der Welt“, betonte Schumann.
In der anschließenden Diskussion widersprach Oberkirchenrätin und Personalreferentin Hannelore Reiner Schumanns Ausführungen: „Die Attraktivität dieses Berufes ist ungebrochen, die Vikare und Vikarinnen sind begeistert. Das darf ich in Gesprächen mit ihnen immer wieder feststellen.“ Auch habe es in keiner Weise einen Einbruch bei der Anzahl der Anfänger und Anfängerinnen gegeben, wie das etwa in Deutschland der Fall gewesen sei. „Durchschnittlich beginnen in einem Jahrgang 20 Männer und Frauen, von denen dann durchschnittlich fünf in den Beruf gehen.“
VEPPÖ jetzt Mitglied bei Evangelischer Partnerhilfe
Im Verlauf der Hauptversammlung berichtete Schumann von der Beteiligung des VEPPÖ bei der Evangelischen Partnerhilfe in Deutschland. Da nach wie vor die Hälfte des Mitgliedsbeitrages beim VEPPÖ als Spende gewidmet wird, war es notwendig geworden, eine neue Widmung zu finden. „Der Verein der Evangelischen Partnerhilfe hilft besonders bedürftigen kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in evangelischen Kirchen in Mittel- und Osteuropa. Die Zuschüsse müssen direkt und zeitnah ausgezahlt werden und sind ausschließlich als Zuschuss zum Lebensunterhalt zu verwenden“, referierte Schumann. Der VEPPÖ habe sich im Mai als Mitglied beworben, mit der Zustimmung der Hauptversammlung wird diese Mitgliedschaft nun rechtskräftig. Damit befindet sich der VEPPÖ in Gemeinschaft etwa mit der Evangelischen Kirche Deutschlands, dem Reformierten Bund oder dem Verband der Vereine evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland. Im Jahr 2009 wurden rund 2 Millionen Euro an Kirchen in Mittel- und Osteuropa ausgezahlt, der Beitrag des VEPPÖ beträgt jährlich rund 7500 Euro. Diskutiert wurde auf der Hauptversammlung, dass die unterstützten Kirchen überwiegend die Frauenordination ablehnen. Schumann ist mit dem Mandat ausgestattet worden, bei der nächsten Sitzung der Evangelischen Partnerhilfe darauf hinzuweisen und Alternativen zu suchen.
ISSN 2222-2464