29.11.2013

„Sozialwort10+“: Große Auftaktveranstaltung in Wien

"Aktualität des Sozialworts ist nach wie vor ungebrochen"

Zehn Jahre ökumenisches Sozialwort - die Herausforderungen im sozialen und ökologischen Bereich haben sich bis heute kaum geändert. (Foto: screenshot)

„Aktualität des Sozialworts ist nach wie vor ungebrochen“

Wien (epdÖ) – Mit einer großen Auftaktveranstaltung wurde das Projekt „Sozialwort10+“ gestartet: Zahlreiche Christinnen und Christen aller Konfessionen trafen sich am 28. November in der Wiener Donau-City-Kirche, um sich zu informieren, gemeinsam zu diskutieren und zu beten. Zehn Jahre nach der Veröffentlichung des Sozialworts im Jahr 2003 soll das Dokument im kommenden Jahr in organisierten Lesekreisen wieder entdeckt und angesichts der aktuellen Herausforderungen auf seine Gültigkeit hin befragt werden.

„Die Kirchen haben sich gemeinsam auf den Weg gemacht“, erklärte Alois Riedlsperger, der als Leiter der Katholischen Sozialakademie Österreich (KSÖ) maßgeblich an der Entstehung des Sozialworts im Jahr 2003 beteiligt war. Ziel des Sozialwortes sei es, zu einer menschengerechten Gesellschaft beizutragen. „Bei der Erstellung war klar, dass nicht moralisiert werden soll“, so Riedlsperger. Insofern sei es immer auch Anliegen des Papiers gewesen, bei der Praxis zu beginnen. Die Kirchen hätten in dem Sozialwort auch Aufgaben für sich selbst definiert und festgeschrieben. „Wir wollen Verantwortung gemeinsam wahrnehmen anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Ökumenischen Sozialworts“, sagte Magdalena Holztrattner, die seit März dieses Jahres die KSÖ leitet und das Projekt „Sozialwort10+“ mitorganisiert.

In den kommenden Wochen sollen österreichweit ökumenische Lesekreise gestartet werden, entweder textorientiert, themenorientiert oder projektorientiert. So bietet etwa die Evangelische Akademie Wien einen Lesekreis im Rahmen ihres christlich-marxistischen Arbeitskreises an, aber beispielsweise auch die Erzdiözese Wien und das Ökumenische Forum Mödling luden bei der Auftaktveranstaltung zur gemeinsamen Relektüre des Papiers ein. Auch der Ökumenische Jugendrat wird mitmachen. „An das erste Sozialwort habe ich keine Erinnerung, damals war ich zu jung dafür. Als ich aber das Sozialwort jetzt gelesen habe, hat mich die Lektüre persönlich betroffen gemacht. Sehr spannend ist die Tatsache, dass es noch immer relevant ist“, meinte Katherine Jolly, Vorsitzende des Ökumenischen Jugendrats. „Mit den tollen Ansätzen im Sozialwort können wir als Jugendrat gut arbeiten.“

Bei der gemeinsamen Vesper betonte Superintendent Lothar Pöll von der Evangelisch-methodistischen Kirche in seiner Predigt die Bedeutung des sozialen Engagements der Kirchen. „Der gemeinsame Dienst an den Menschen ist keine Nebensache, es geht hier um eine Hauptsache des Glaubens.“ Kirchen sollten nicht nur das Rechte tun, sondern auch Liebe üben. Dabei dürften aber Liebe und Recht nicht als Gegensätze verstanden werden. Altbischof Herwig Sturm zeigte sich im Gottesdienst dankbar für das Sozialwort, „ein Wort, das aus dem Gebet entstand“. Bischof Maximilian Aichern, Initiator des Sozialworts, bedankte sich ebenfalls bei allen, die damals an der Entstehung des Dokuments mitgewirkt haben. „Die Aktualität des Sozialworts ist ungebrochen. Es gilt, die Gottes- und Nächstenliebe zu erneuern“, so der frühere Bischof der katholischen Diözese Linz.

Bei einer anschließenden Buchpräsentation und Diskussion unterstrich Bischof Michael Bünker, dass die Kirchen in Fragen von Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung besonders sensibel seien. „Es war die Ökumenische Vollversammlung in Vancouver im Jahr 1983, bei der erstmals vor den Gefahren eines Klimawandels gewarnt wurde“, erinnerte sich der Bischof. Heute stünde die Gesellschaft vor Prozessen der Transformation. Diese Krise sei jedoch nicht nur ökonomischer Art, sondern auch eine spirituelle und geistliche Krise. „Für mich steht fest: Die Kirchen des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich werden eine spirituelle und geistliche Antwort geben müssen!“ Das Verhalten der Politik und der Gesellschaft erinnert Bünker an die von Elisabeth Kübler-Ross beschriebenen Phasen des Sterbens. „Wir wollen nicht wahrhaben, dass es den Klimawandel gibt. Wir geben anderen die Schuld dafür. Wir wollen nicht Abschied nehmen von unserem Lebensstil und versuchen, noch ein wenig zu verhandeln“, sagte Bischof Bünker. Besonders erfreut zeigte sich Bünker über die Tatsache, dass durch das Ökumenische Sozialwort auch eine ökumenische Sozialethik forciert wurde. „Das ist weltweit einzigartig! Vielen Dank an die Sozialethiker Ingeborg Gabriel, Ulrich H.J. Körtner und Alexandros K. Papaderos für ihre Arbeit.“
Weitere Informationen finden Sie unter: sozialwortzehnplus.org

ISSN 2222-2464

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