30.11.2005

Sozialwort als Kompass für Österreichs EU-Präsidentschaft

Zwei Jahre nach Erscheinen zogen die Vertreter der Kirchen Zwischenbilanz

Zwei Jahre nach Erscheinen zogen die Vertreter der Kirchen Zwischenbilanz

Wien, 30. November 2005 (epd Ö) – Das Sozialwort der christlichen Kirchen in Österreich, das vor zwei Jahren erschienen ist, muss Kompass für Österreichs EU-Präsidentschaft im kommenden Jahr sein. Das betonten Repräsentanten der im Ökumenischen Rat (ÖRKÖ) vertretenen Kirchen am Donnerstag, 24. November, in Wien. Das Sozialwort habe in den letzten zwei Jahren sowohl in der Politik als auch innerhalb der christlichen Kirchen eine starke Wirkungsgeschichte entfaltet, berichtete ÖRKÖ-Vorsitzende Oberin Christine Gleixner. Jährlich wolle man nun das Sozialwort öffentlich evaluieren.

Bei einer Festveranstaltung am Donnerstagnachmittag in der Wiener Universität benannte Diakoniedirektor Michael Chalupka fünf große Problemfelder, in denen Österreich im kommenden Jahr im Rahmen der EU-Präsidentschaft initiativ werden müsse: Pflege, Armut, Arbeit, Entwicklung und Integration. „Aktionspläne gegen Armut und Ausgrenzung sowie für gerechte Arbeitsbedingungen müssen wieder zur politischen Priorität werden“, so Chalupka wörtlich. Notwendig seien Verbesserungen im Bereich der Integration und der Menschenrechte. Europa müsse bereit sein, Flüchtlingen und Immigranten bessere Arbeits- und Integrationschancen zu bieten. Als wesentliche Forderung des Sozialworts nannte Chalupka auch die Anhebung der Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit auf 0,7 Prozent des Bruttonationalprodukts.

P. Alois Riedlsperger SJ von der Katholischen Sozialakademie, der Koordinator des „Projekts Sozialwort“, verwies auf konkrete Beispiele der Umsetzung wie etwa das Schulprojekt „pilgrim“ oder die Aufnahme der Sozialverträglichkeitsprüfung ins Programm der oberösterreichischen Landesregierung. Der orthodoxe Metropolit Michael Staikos betonte eindringlich die ökumenische Dimension des Sozialworts. Es sei sehr erfreulich, so der Metropolit, dass die orthodoxe Kirche in Österreich als Bereicherung angesehen werde. Das müsse auch Signalcharakter für die Rolle der orthodoxen Kirche in Europa generell haben. Dass es im Sozialwort gelungen sei, „voneinander zu lernen und die jeweiligen Stärken einzubringen“, unterstrich der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, Univ.-Prof. DDr. Paul M. Zulehner.

Der serbisch-orthodoxe Bischof von Novi Sad, Irinej Bulovic, hob die gemeinsame Verantwortung der katholischen, evangelischen und orthodoxen Kirche für Europa hervor. Die Ver-einigung des Kontinents dürfe nicht bloß eine ökonomische sein. Der katholische Erzbischof von Belgrad, Stanislav Hocevar, ging auf die große Heterogenität innerhalb Europas ein: „Gott kann unsere Trennung gebrauchen, damit Einheit in Verschiedenheit noch schöner aufblüht.“

ISSN 2222-2464

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