05.02.2014

Sotschi: Evangelischer Seelsorger unterstützt Olympioniken

Gottesdienste und persönliche Gespräche stehen auf der Tagesordnung

Die russische Briefmarke mit den drei Maskottchen für die Olympischen Winterspiele 2014. Quelle: Wikipedia

Gottesdienste und persönliche Gespräche stehen auf der Tagesordnung

Sotschi (epdÖ) – Jetzt ist es bald wieder soweit: Zahlreiche Sportlerinnen und Sportler aus aller Welt kommen ins russische Sotschi, wo am 7. Februar die 22. Olympischen Winterspiele eröffnet werden. Doch nicht nur Athletinnen und Athleten reisen in die rund 2000 Kilometer entfernte Stadt am Schwarzen Meer, auch ein großer Stab an Betreuerinnen und Betreuern zieht für gut zwei Wochen ins Olympische Dorf ein, darunter auch Jörg Walcher aus Schladming. Der ehemalige Snowboard-Profi wird als evangelischer Sportseelsorger den österreichischen, deutschen und schweizerischen Olympioniken geistlichen Beistand leisten.

„Ich habe ganz unterschiedliche Aufgaben. Dazu zählt etwa das Feiern von Gottesdiensten und Andachten, aber auch Einzelgespräche mit Sportlerinnen und Sportler stehen auf der Tagesordnung“, erklärt Walcher in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst kurz vor der Abreise nach Sotschi. In diesen Gesprächen gehe es nicht nur um die Themen Sieg und Niederlage, oft würden auch persönliche Probleme oder Schicksalsschläge angesprochen. „Vor kurzem kam eine Sportlerin zu mir, deren Oma im Sterben liegt. In so einem Gespräch dürfen dann natürlich auch einmal Tränen fließen“, so Walcher. Grundlage dieser seelsorgerlichen Begegnungen sei ein Vertrauensverhältnis, das oft über Jahre wächst. Viele Athletinnen und Athleten kenne Walcher mittlerweile sehr gut. „Sotschi ist nicht mein erster Einsatz als Sport-Chaplain. Ich war auch schon bei den Olympischen Spielen in Turin 2006 und Vancouver 2010 dabei. Oder auch beispielsweise bei der Skiflug-WM in Norwegen 2012.“

Seinen wohl schwierigsten Einsatz hatte Walcher bei den Olympischen Spielen in Vancouver 2010, als der georgische Bobfahrer Nodar Kumaritaschwili tödlich verunglückte. Seine Aufgabe sei es dann gewesen, für die KollegInnen des Bobfahrers da zu sein, mit ihnen die schwierige Zeit durchzustehen und das Erlebte aufzuarbeiten.

Auch Sieg und Niederlage seien immer wieder Thema bei Gesprächen zwischen dem Seel-sorger und den SportlerInnen, sagt Walcher. „Die Athletinnen und Athleten gehen mit Niederlagen ganz unterschiedlich um. Einige ziehen sich ganz zurück und wollen alleingelassen werden. Andere wiederum sind wahnsinnig froh, wenn sie mit jemandem darüber reden können. Manchmal direkt nach dem Wettkampf, manchmal auch erst Wochen später.“ Doch nicht nur Niederlagen, auch Siege können belastend sein. „Es hat auch schon Fälle gegeben, wo jemand nach einer Goldmedaille bei einem olympischen Wettbewerb in ein tiefes schwarzes Loch gefallen ist. Da kommen dann Fragen nach dem Sinn des Lebens und der eigenen Bestimmung hoch.“ In so einer Situation sei es dann schön, wenn man sehe, wie jemand nach dem einen oder anderen Gespräch wieder Kraft schöpfen könne.

So sehr sich wohl alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Spielen in Russland einen Sieg wünschen, darum beten würden die wenigsten, weiß der Sportseelsorger aus Erfahrung. „Die meisten beten entweder darum, dass sie an dem Tag ihre beste Leistung geben können oder dass am Ende alles gut ausgeht und sich keiner verletzt.“ Das Gebet helfe den Sportlerinnen und Sportlern in erster Linie dabei, ruhig zu werden und biete die Möglichkeit, Belastendes vor Gott zu bringen und abzulegen.

Ebenfalls mit dabei in Sotschi ist Franz Unger, Mediziner und Schulterspezialist der Klinik Diakonissen Linz. Als Unfallchirurg ist er damit nicht nur für ernste Verletzungen zuständig, sondern auch für Husten, Schnupfen und kleine Wehwehchen der Rennstars: „Auch bei Verkühlungen können die Sportler nicht einfach in die Hausapotheke greifen. Einige der gängigsten Medikamente stehen auf der Dopingliste“, betont Unger, der in jungen Jahren sogar selbst lokale Rennen bestritten hat.

ISSN 2222-2464

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