01.12.2024

Seelenschmeichler

Julia Schnizlein über Bräuche und Gesten in der Adventzeit

Die Advent- und Weihnachtszeit ist wie keine andere Jahreszeit mit Traditionen und Ritualen verbunden. (Foto: Depositphotos / Ginasanders)

Julia Schnizlein über Bräuche und Gesten in der Adventzeit

„Zehn Dinge, ohne die Weihnachten nicht Weihnachten wäre!“ In einer Umfrage mit diesem Titel wurden Menschen nach ihren Bräuchen und Gewohnheiten in der Adventzeit gefragt. Viele sagten: Kekse backen, das Zuhause weihnachtlich dekorieren und Adventmärkte besuchen. Andere freuen sich auf „Last Christmas“, Bachs Weihnachtsoratorium oder „Stille Nacht“, und wieder andere meinten, es gehöre zu Weihnachten wie das Amen zum Gebet, dass sich man sich über den fehlenden Schnee beschwert, den Glühwein wie immer zu süß findet und Last-Minute-Geschenke shoppt.

Die Advent- und Weihnachtszeit ist wie keine andere Jahreszeit mit Traditionen und Ritualen verbunden, und in jeder Familie gibt es ganz bestimmte Zutaten, die im Dezember einfach nicht fehlen dürfen. In unserer Familie sind es der von den Kindern verzierte Adventkranz, der selbst befüllte Adventkalender, „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ und natürlich die Advent- und Weihnachtsgottesdienste.

Es ist kein Wunder, dass die Menschen gerade in der dunklen und kalten Jahreszeit so stark an Bräuchen und Ritualen festhalten, denn sie verbinden uns; sie geben uns Halt und spenden Trost und Wärme. In einer unsicheren, oft hektischen und unübersichtlichen Welt wirken Adventrituale wie kleine Inseln. Egal ob Kekse backen, Kerzen anzünden oder in die Kirche gehen: diese wiederkehrenden Gesten sind Seelenschmeichler, sie wirken wie eine Umarmung aus der Vergangenheit und vermitteln uns das Gefühl, dass sich trotz allen Wandels manches nicht ändert. Vermutlich ist es diese Verlässlichkeit, die den Advent für viele so besonders macht.

Und gleichzeitig ist der Advent so schmerzhaft für die, bei denen alles anders ist als sonst. Für jene, die jemanden verloren haben, die um einen lieben Menschen trauern. Für jene, deren Familien oder Beziehungen zerbrochen sind. Für Menschen, die mit einer schweren Diagnose oder finanziellen Sorgen zu kämpfen haben. Für jene, die den Advent fernab ihrer Heimat verbringen müssen, die von Flucht, Vertreibung und Krieg betroffen sind und sich so sehr nach Frieden, Heimat und Heilung sehnen.

Offene Herzen und offene Geldbörsen, Freundlichkeit und kleine Gesten der Unterstützung sind deshalb gerade im Advent so wichtig. Die Adventzeit ist die perfekte Jahreszeit, um uns allen in Erinnerung zu rufen, was Jesus uns durch den Apostel Paulus ausgerichtet hat: Dass das Geben seliger ist als das Nehmen.

ISSN 2222-2464

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