17.12.2021

Schenk: Geld für Familienbonus „vernünftiger und fairer anlegen“

Diakonie-Sozialexperte im Ö1-Interview für Umbau des Kinderbonus und für Grundsicherung für Kinder

Eine Grundsicherung für Kinder würde diese "als Subjekte, nicht nur als Anhängsel verstehen", betont Diakonie-Sozialexperte Martin Schenk. Foto: pxhere

Diakonie-Sozialexperte im Ö1-Interview für Umbau des Kinderbonus und für Grundsicherung für Kinder

Wien (epdÖ) – Einen Umbau des Kinderbonus hat der Sozialexperte und stellvertretende Direktor der Diakonie, Martin Schenk, vorgeschlagen. Im Ö1-Morgenjournal vom Freitag, 17. Dezember, kritisierte Schenk, dass die 20 Prozent der Familien mit dem geringsten Einkommen kaum bzw. gar nicht von Steuervorteilen durch den Familienbonus profitieren. „Das Geld könnte man vernünftiger und fairer anlegen.“ Etwa, indem man den Bonus negativsteuerfähig mache und damit auch Familien mit geringem Einkommen erreiche. Schenk befürwortet zudem eine Kindergrundsicherung, die aus einem Fixbestandteil und einem vom Einkommen der Eltern abhängigen Teil bestünde. Diese Grundsicherung würde „Kinder als Subjekte, nicht nur als Anhängsel verstehen“. Das Europäische Zentrum für Wohlfahrtspolitik schlage eine Grundsicherung von 625 Euro pro Kind im Monat vor. Mit Blick auf die Einkommensverteilung zeige sich, dass es junge Familien mit Kindern besonders schwer hätten. Das habe mit der Einkommenssituation, der Lage am Arbeitsmarkt und steigenden Wohnkosten zu tun.

Hintergrund für das Gespräch war eine vom Sozialministerium in Auftrag gegebene und am Donnerstag, 16. Dezember, veröffentlichte Studie über die Kosten von Kindern. Die Studie zeigt auch die Differenz zwischen den Kosten und monetären Sozialleistungen auf. Während für ein Kind unter 14 Jahren Ausgaben von 727 Euro monatlich bei 333 Euro monetären Sozialleistungen (Differenz 394 Euro) anfallen, sind es bei einem über 14 Jahre alten Kind 1.384 Euro bei 355 Euro Sozialleistungen (Differenz 1.029 Euro). Die Studie moniert ebenfalls die ungleiche Verteilung von Leistungen an Familien: „Diese ungleiche Behandlung von Kindern liegt speziell an der Ausgestaltung des Familienbonus Plus, der mit geringeren Einkommen nicht vollständig ausgeschöpft werden kann und außerdem nicht negativsteuerfähig ist. Haushalte im untersten Einkommensfünftel können daher deutlich weniger vom Familienbonus profitieren“, heißt es in dem Synthesenpapier „Kinderkosten und monetäre Familienleistungen im Vergleich“. Die Gruppe mit den geringsten Einkommen erhalte 49 Euro pro Kind und Monat an Familienbonus, die Gruppe mit den höchsten Einkommen mehr als doppelt so viel (114 € pro Kind und Monat).

Das ganze Gespräch können Sie hier nachhören: radiothek.orf.at

Das Synthesenpapier zur Studie finden Sie hier: www.sozialministerium.at

ISSN 2222-2464

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Schlagworte

Diakonie | Armut | Soziales | ORF | Kinder | Politik | Schenk

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