02.01.2022

Satt werden

Maria Katharina Moser über Vertrauen in den Neubeginn

"Jesus schenkt den Menschen nicht nur Brot, das den Magen füllt; er schenkt wirkliches, tiefes Satt-Werden. Verlässlich. Fix." Foto: pxhere

Maria Katharina Moser über Vertrauen in den Neubeginn

Sich wie ausgelaugt fühlen. Als würde die Lebenskraft schwinden. Es gehört zu den bedrückendsten Erfahrungen, die wir im Leben machen: abgewiesen zu werden. Wenn wir um Hilfe fragen. Wenn wir um Verzeihung bitten. Wenn wir unsere Liebe erklären. Wenn wir Verständnis hoffen. Abgewiesen zu werden, ist nicht nur deshalb so schmerzhaft, weil ein Wunsch unerfüllt, ein Bedürfnis unbefriedigt bleibt, sondern auch weil es meist Mut und Überwindung gebraucht hat, uns an den oder die andere zu wenden. Wir gehen ein Risiko ein, und ernten ein Nein. Unsere Bitte oder Sehnsucht geht ins Leere, ja wird uns zurückgeworfen und wir bleiben damit allein.

An diese Erfahrung knüpft Jesus an, wenn er sagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Dieser Vers ist die Jahreslosung für 2022, das Bibelwort, das uns durch neue Jahr begleitet. Es steht im Johannesevangelium im 6. Kapitel. Dort wird erzählt, dass das Volk auf der Suche nach Jesus ist. Am Vortag hatte Jesus sie gespeist. Mit nur fünf Gerstenbroten und zwei Fischen. Fünftausend Menschen waren satt geworden. Doch Jesus und seine Jünger sind nicht mehr da. Das Volk findet sie schließlich auf der anderen Seite des Sees. „Ihr sucht mich, weil ihr von dem Brot gegessen habt und satt geworden sein“, sagt Jesus zu den Menschen. Und: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern. Und wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“

Jesus spricht nicht nur davon, dass er das Brot des Lebens ist; er macht die Menschen auch tatsächlich physisch satt. Und Jesus schenkt den Menschen nicht nur Brot, das den Magen füllt; er schenkt wirkliches, tiefes Satt-Werden. Verlässlich. Fix. Wer zu ihm kommt, den wird er nicht abweisen. Eine Einladung zum Grundvertrauen.
So möchte ich hineingehen ins neue Jahr. Mit meinem Hunger nach Zuwendung und Liebe, Verstehen und Verzeihen, Hilfe und Angenommensein, Verbundenheit und Gemeinschaft. Die Zeilen aus Hermann Hesses Gedicht „Stufen“ vor Augen: „Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.“

Möge der Zauber, der dem Anfang des neuen Jahres innewohnt, bestehen im Vertrauen darauf, dass Sehnsucht und Bitten nicht ins Leere gehen, im Vertrauen auf Jesu lebenspendende Worte: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Das wünsche ich mir, und das wünsche ich Ihnen.

ISSN 2222-2464

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