12.03.2022

‘s ist Krieg

Michael Chalupka über die Schuld eines Kriegsherrn

"Die Schuld des Krieges ist so groß, dass daran jeder Kriegsherr zerbricht, auch wenn er sich noch so mächtig fühlen mag." Foto: wikimedia/cc by sa 4.0/Maensard Vokser

Michael Chalupka über die Schuld eines Kriegsherrn

Warum ist es den Kriegsherren immer so wichtig, sich vor aller Welt zu rechtfertigen. Sogar zu leugnen, dass man sich im Krieg befindet. Die Nennung des Krieges wird unter Strafe gestellt, wie es jetzt in Russland geschieht. Warum werden Geschichten erfunden, dass man sein Volk nur verteidige, während eine Geburtsklinik zerbombt wird. Warum all die Lügen?

Matthias Claudius, der Pfarrerssohn und große Dichter der Barockzeit, hat darüber ein Gedicht geschrieben, das er einem Kriegsherrn in den Mund legt: „’s ist Krieg! ’s ist Krieg! O Gottes Engel wehre, Und rede Du darein! ’s ist leider Krieg – und ich begehre nicht schuld daran zu sein! Was sollt‘ ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen und blutig, bleich und blass, die Geister der Erschlagnen zu mir kämen, Und vor mir weinten, was? Wenn tausend Väter, Mütter, Bräute, so glücklich vor dem Krieg, Nun alle elend, alle arme Leute, wehklagten über mich? Was hülf‘ mir Kron‘ und Land und Gold und Ehre? Die könnten mich nicht freun! ’s ist leider Krieg – und ich begehre nicht schuld daran zu sein.

Das jämmerliche Begehren des Kriegsherrn, nicht schuld am Krieg zu sein, die lächerlichen Ausflüchte und Beteuerungen, ja sogar die Anrufung des Engels Gottes, sie sind nur Ausdruck der Schwäche und Unfähigkeit zu den eigenen Taten zu stehen. Die Schuld des Krieges ist so groß, dass daran jeder Kriegsherr zerbricht, auch wenn er sich noch so mächtig fühlen mag.

ISSN 2222-2464

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Chalupka | Ukraine

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