23.03.2010

„Religionsunterricht ermöglicht Auseinandersetzung mit Themen der Zeit“

Die steirische Superintendentialversammlung widerspricht Plänen, den konfessionellen Religionsunterricht durch Ethikunterricht zu ersetzen

Die steirische Superintendentialversammlung widerspricht Plänen, den konfessionellen Religionsunterricht durch Ethikunterricht zu ersetzen

Graz (epd Ö) – Dem Vorschlag des Grazer Bürgermeisters Siegfried Nagl, den konfessionellen Religionsunterricht an den Schulen durch einen „Humanismus- und Weltethikunterricht“ zu ersetzen, hat die steirische Superintendentialver-sammlung widersprochen. In einer Resolution hat das am 20. März in Graz tagende leitende Gremium der Superintendenz Steiermark betont, dass „gerade der Religionsunterricht eine qualitative und beispielgebende Auseinandersetzung mit den Themen unserer Zeit“ ermögliche und „Kompetenzen im Umgang mit Menschen im eigenen Umfeld“ vermittle.

Gleichzeitig verweist die Resolution auf die gesetzlich vorgegebene Aufgabe der österreichischen Schule, „an der Entwicklung der Anlagen der Jugend nach den sittlichen, religiösen und sozialen Werten sowie nach den Werten des Wahren, Guten und Schönen“  mitzuwirken, und erklärt: „Kirchen und staatlich anerkannte Religionsgemeinschaften unterstützen durch den konfessionellen Religionsunterricht diesen Bildungsauftrag.“ So seien in den Lehrplänen für den evangelischen Religionsunterricht verpflichtend Konfessionskunde, Weltreligionen, Ethik, Integration und Humanismus vorgegeben. Die steirische Superintendentialversammlung unterstreicht in ihrer Resolution: „Den ReligionslehrerInnen ist es ein Anliegen, nicht nur über Religion und Religionen zu informieren, sondern mit ihren Haltungen und Überzeugungen Wege und Perspektiven im eigenen Leben wie in der offenstehenden Lebensgestaltung und Planung der SchülerInnen festzumachen.“

Steigerung im Kirchenbeitrag

In seinem Bericht vor der Superintendentialversammlung ging der steirische Superintendent Hermann Miklas auch auf die Entwicklung des Kirchenbeitrags in seiner Superintendenz ein und erklärte: „Mit einer durchschnittlichen Steigerung von 3,51 % war die Steiermark – allerdings von einem relativ niedrigen Niveau aus – im vergangenen Jahr Spitzenreiterin unter allen Diözesen!“ Tendenziell, so Miklas, werde die Einhebung des Kirchenbeitrags „immer mühsamer“. Der Superintendent dankte allen, „die sich hier an vorderster Front befinden“. Miklas weiter: „Was sie sich mitunter an Beschimpfungen anhören müssen, kann man sich beim besten Willen nicht vorstellen, wenn man es selbst noch nie erlebt hat. Und es gilt trotzdem, immer ruhig und – wenn schon nicht immer freundlich, so zumindest doch – korrekt zu bleiben, selbst wenn die Schläge oft unter der Gürtellinie daherkommen.“

Der Superintendent sprach von einem „Positivsaldo“ von mehr als 1100 Personen bei den Lebensbewegungen in den steirischen evangelischen Pfarrgemeinden. Miklas erinnerte an die Möglichkeit der Pfarrgemeinden, Meldedateien der kommunalen Gemeinden „durchzuforsten“ und rief die Presbyterien auf: „Bitte machen Sie von diesem – uns gesetzlich zustehenden – Recht Gebrauch! Insbesondere in den kommenden zwei Jahren.“  Es sei zu erwarten, dass sich die gesetzliche Lage bald ändere und das Religionsbekenntnis von den Meldeämtern nicht mehr erfasst werde.

Kirchenkrise: „Zur Überheblichkeit besteht kein Anlass“

Zur gegenwärtigen „Kirchenkrise“ äußerte der Superintendent „große Betroffenheit“ über die derzeitigen „Enthüllungen bezüglich sexueller Gewalt, Missbrauch und Übergriffen auf die Intimsphäre von Kindern und Jugendlichen“. Miklas: „Unser Mitgefühl gilt in dieser Situation in erster Linie den vielen Opfern, die davon in Vergangenheit und Gegenwart betroffen waren und sind.“ Zugleich erklärte der Superintendent: „Unser Mitgefühl gilt in dieser Situation aber auch unserer römisch-katholischen Schwesterkirche, die zurzeit bis in ihre Grundfesten hinein erschüttert ist – und insbesondere den tausenden von Priestern und Ordensleuten, die mit großem Engagement ihre Arbeit tun, sich nie etwas haben zuschulden kommen lassen, jetzt in der Öffentlichkeit aber alle irgendwie unter Generalverdacht geraten.“ Im Blick auf die Evangelische Kirche in Österreich betonte der Superintendent, die Zeit, in der eine Kirche aus der momentanen Situation einer anderen Kirche Kapital zu schlagen versuche, sei endgültig vorüber. Miklas: „Zur Überheblichkeit besteht kein Anlass. Niemand von uns weiß, ob nicht morgen schon Fälle auch aus einem evangelischen Umfeld ans Tageslicht geraten, wie es etwa in Deutschland vereinzelt bereits der Fall war.“

ISSN 2222-2464

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