05.12.2007

Psychoanalytiker Richter fordert gemeinsame „Elterlichkeit“ von Männern und Frauen

Studientag in Wien über eine gendergerechte Gesellschaft

Studientag in Wien über eine gendergerechte Gesellschaft

Wien (epd Ö) – Dass „scheinbare männliche Stärke viel mit überspielter Abhängigkeit zu tun hat, während Frauen gerade dadurch stärker sind, dass sie aus der Akzeptanz von Gebundenheit Kraft schöpfen“, diese These vertrat der Gießener Psychoanalytiker Dr. Horst-Eberhard Richter auf einem Studientag zum Thema „Gewalt überwinden – auf dem Weg zu einer gendergerechten Gesellschaft“ am 1. Dezember im Don Bosco Haus in Wien.

 

Bei dem Studientag, an dem Themenbereiche wie Vorurteile gegenüber Frauen und Männern und geschlechtssensible Pädagogik an Schulen diskutiert wurden, erklärte Richter, Männlichkeit könne „endgültig nicht mehr Siegen und Erobern heißen, sondern mit den Frauen ebenbürtig werden in einer gemeinsamen solidarischen Elterlichkeit“. Richter forderte ein „beiderseitiges und gemeinsames Hineinwachsen“ in diese Elterlichkeit.

 

Das werde „umso eher unerlässlich, je mehr die Not der Umstände diese Solidarität erfordert“. Richter: „Da können die Männer das Leiden nicht mehr an die Frauen delegieren, sondern müssen es mittragen. Sie müssen die eigene Abhängigkeit anerkennen und können diese nicht durch Siege überkompensieren.“

 

Neuerdings, so Richter, drohe „eine schwere Prüfung, ob wir unser Gebundensein an übergeordnete Lebenszusammenhänge gemeinsam anerkennen und beherzigen“. Die globale Klimakatastrophe sei im Augenblick noch ein Gespenst, werde aber „trotz aller Schönrednereien wohl nur noch kurze Zeit ein Gespenst bleiben, dann zu grausamer Realität werden“.

 

Der Studientag, auf dem auch der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Bischof Mag. Herwig Sturm, ein Grußwort sprach, fand statt anlässlich der UNO-Dekade für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit für die Kinder der Welt und der Ökumenischen Dekade zur Überwindung von Gewalt. Veranstaltet wurde er von der Evangelischen Akademie Wien, einer Arbeitsgruppe des ÖRKÖ, dem Österreichischen Netzwerk für Frieden und Gewaltfreiheit und der Österreichischen Kommission Iustitia et Pax.

ISSN 2222-2464

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