31.08.2011

Potenzielle Ehrenamtliche möchten angesprochen werden

Trend hin zur Projektarbeit - Thema "Ehrenamt" im Mittelpunkt der PfarrerInnentagung

In der Podiumsdiskussion wurde über verschiedene Bereiche des Ehrenamts gesprochen.

Trend hin zur Projektarbeit – Thema „Ehrenamt“ im Mittelpunkt der PfarrerInnentagung

Bad Kleinkirchheim (epdÖ) – Über Freiwilligenarbeit sprach am 30. August im Rahmen der gesamtösterreichischen PfarrerInnentagung in Bad Klein-kirchheim die Wissenschaftlerin Selma Sprajcer vom NPO-Institut der Wirtschaftsuniversität Wien. Das Treffen von lutherischen, reformierten und methodistischen Geistlichen steht heuer ganz im Zeichen des Ehrenamts in den evangelischen Kirchen. Laut einer Studie engagieren sich in Österreich rund 43,8 Prozent der Bevölkerung ehrenamtlich, hauptsächlich in den Bereichen Religion, Kultur und Sport. Weit über eine Million Stunden werden dabei wöchentlich allein für die Kirchen geopfert, insgesamt sind es rund 14,7 Millionen Stunden, die Woche pro Woche freiwillig geleistet werden. Die Motive dafür seien unterschiedlich, so Sprajcer. Hilfe für andere, Menschen treffen und Freunde gewinnen, eigene Fähigkeiten einbringen und Freude erfahren sieht sie als Hauptmotive. Wichtig sei für die meisten ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber, dass die übertragenen Aufgaben sinnvoll und der Sinn transparent seien.

War man früher bereit, sich langfristig an eine Aufgabe zu binden, ist dies heute im Abnehmen begriffen. „Der Trend geht in Richtung Projektarbeit“, betont Sprajcer. Die meisten Menschen seien heute eher bereit, sich zeitlich begrenzt zu engagieren. Die Motive für Freiwilligenarbeit sind breit gefächert, zentral ist aber der Wunsch nach transparenten Strukturen, Informationsteilhabe und der Möglichkeit zur Mitbestimmung. Hindernisse für ehrenamtliches Engagement stellen laut Sprajcer familiäre Verpflichtungen dar, der eigene Beruf, aber auch die Tatsache, nie gefragt worden zu sein beziehungsweise nie darüber nachgedacht zu haben.

In der anschließenden Podiumsdiskussion betonte der evangelisch-reformierte weltliche Oberkirchenrat Klaus Heussler, dass die Frage nach der Motivation wichtig sei. „Man muss hinterfragen, warum jemand ehrenamtlich arbeitet, nur dann ist es möglich ihn zu motivieren oder zu binden“. Waltraut Kovacic, die die Koordinierung der Vorbereitungsgruppe für das Ehrenamtsjahr übernommen hat, forderte bei der Podiumsdiskussion Gemeinden dazu auf, sich bewusst zu machen, wie viele Personen ehrenamtlich mitarbeiten würden. „Es ist sehr lohnend, zahlenmäßig und namentlich festzuhalten, wer in der Gemeinde ehrenamtlich tätig ist“. Die Ergebnisse seien überraschend positiv, weiß Kovacic aus eigener Erfahrung. Für Freiwillige sei es jedenfalls wichtig, dass die Arbeit beschreibbar sei. Aus- und Weiterbildungsangebote würden zudem Wertschätzung gegenüber Ehrenamtlichen zum Ausdruck bringen, so Kovacic. Dass nur kirchennahe oder gläubige Menschen zur Mitarbeit in einer Gemeinde bereit sind, glaubt sie nicht: „Die Leute müssen nicht unbedingt hinter der Organisation stehen, aber hinter dem Projekt. Erst später brennt man vielleicht für die Kirche“. Selma Sprajcer von der WU Wien machte darauf aufmerksam, dass es durchaus sinnvoll sei, Freiwilligenkoordinatoren zu bestellen, die engagierte Personen nicht nur begleiten, sondern auch neue Freiwillige gewinnen wollen. Diese sollen „kreativ sein, an Leute herangehen um dann offen zu sein für Fragen“. Für Diakonie-Präsident Roland Siegrist ist ehrenamtliches Engagement im kirchlichen Bereich immer auch eine Glaubensfrage: „Es ist ein Geschenk Gottes, wahrzunehmen, was es braucht.“ Jedenfalls stehe für den Bereich der Diakonie fest, dass die Betreuung und Gewinnung von Ehrenamtlichen auch Zeit und Geld koste.

Im Rahmen der Podiumsdiskussion wurde auch die Broschüre „12 Standards für das Ehrenamt. Checkbögen und Materialien“ präsentiert, die auf Anregung von Bischof Michael Bünker von der synodalen Arbeitsgruppe „Vorbereitung für das Ehrenamtsjahr“ erstellt wurde. Sie ist unter www.evang.at/ehrenamt abrufbar. Die gesamtösterreichische PfarrerInnentagung für geistliche AmtsträgerInnen der lutherischen, reformierten und methodistischen Kirche tagt noch bis zum 1. September in Bad Kleinkirchheim. Am weiteren Programm stehen Workshops, ein Besuch der Kärntner Landesausstellung in Fresach, ein ökumenischer Berggottesdienst und das Schlussgespräch zwischen dem evangelisch-reformierten Landessuperintendenten Thomas Hennefeld und Bundesminister Rudolf Hundstorfer.

ISSN 2222-2464

Diesen Beitrag teilen

Newsletter abonnieren

Der Newsletter von evang.at mit den wichtigsten Nachrichten des Evangelischen Pressedienstes (epd) ist kostenlos und erscheint in der Regel einmal pro Woche am Mittwoch.