11.10.2006

Ortstafeln: Schulterschluss Heimatdienst – Slowenen – Kirche

Sauer: Unterschiedliche Sprachen als Chance sehen

Sauer: Unterschiedliche Sprachen als Chance sehen

Klagenfurt – Einen breiten Schulterschluss vor dem Hintergrund der noch offenen Ortstafelfrage gibt es jetzt in Kärnten zwischen Slowenenvertretern, dem Kärntner Heimatdienst (KHD), der Evangelischen und der Katholischen Kirche sowie den Spitzen von SPÖ, ÖVP und Grünen. Anlässlich der 86. Wiederkehr des Tages der Kärntner Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 wurde im Landhaushof in Klagenfurt eine feierliche Erklärung unterzeichnet, welche auf die Verpflichtung eines friedlichen Miteinanders der beiden Volksgruppen hinweist.

Die Feierstunde, einen Tag vor der offiziellen Landesfeier zum 10. Oktober, wurde von Musikern des Bundesheeres sowie von zwei Chören – einem deutschsprachigen und einem slowenischsprachigen – umrahmt. Nach den Proponenten der Konsensgruppe unterzeichneten Bischof Alois Schwarz, Superintendent Manfred Sauer, das SPÖ-Regierungsteam mit LHStv. Gaby Schaunig, und den Landesräten Reinhart Rohr und Wolfgang Schantl sowie ÖVP-Chef LR Josef Martinz und weitere Vertreter des öffentlichen Lebens die Erklärung.

Zeichen für Besonnenheit der Kärntner

Der Kärntner Superintendent bezeichnete bei der Feier die Erklärung als „sehr wichtigen und großartigen Schritt für das Miteinander in Kärnten“. Die Zweisprachigkeit sei „ein starkes Zeichen und Signal für die Besonderheit in Kärnten“. Die unterschiedlichen Sprachen, so Manfred Sauer, können als Chance gesehen werden, „voneinander zu profitieren“. In der Erklärung wird die gemeinsame Vergangenheit und Zukunft der deutsch- und slowenischsprachigen Bevölkerung betont und die Überzeugung zum Ausdruck gebracht, dass „durch den Wunsch von Mehrheit und Minderheit in Kärnten nach Verständigung und Versöhnung ein wichtiger Beitrag für die Erhaltung des Friedens in Kärnten und Österreich, aber auch in Europa geleistet werden kann und soll“. Weiter heißt es, die Unterzeichneten seien sich „ihrer Verpflichtung und Verantwortung bewusst, die Beziehungen zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen in Kärnten im Geiste eines friedlichen Miteinanders und der guten Partnerschaft aktiv weiterzuentwickeln und damit zur gemeinsamen Gestaltung des Heimatlandes Kärnten beizutragen“.

Breiter Konsens

Ausgearbeitet wurde die Erklärung mit dem Titel „Tag der gemeinsamen Heimat Kärnten“ von der im Jahre 2005 ins Leben gerufenen „Konsensgruppe“, welcher KHD-Obmann Josef Feldner, die Chefs des Zentralverbandes slowenischer Organisationen und der Gemeinschaft der Kärntner Slowenen, Marjan Sturm und Bernard Sadovnik, sowie der Sprecher der „Plattform Kärnten“ und frühere Kleine-Zeitung-Chefredakteur Heinz Stritzl angehören.

Der als „Moderator“ der Konsensgruppe fungierende Historiker Stefan Karner erinnerte in seiner Ansprache vor der „Stätte der Kärntner Einheit“ gegenüber dem Landhaus an die jahrzehntelangen Bemühungen um einen fruchtbaren Dialog zwischen den beiden Volksgruppen. Die jetzt zu Stande gekommene Erklärung sei „der breiteste Konsens, den es bisher gegeben hat“ und darauf müsse man aufbauen, welche Bundesregierung auch immer komme.

ISSN 2222-2464

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