18.01.2022

OÖ: Religionsgemeinschaften fordern humanere Flüchtlingspolitik

Politik und Gesellschaft sollen „Spielräume der Verantwortung“ schaffen und nützen

Die Religionsgemeinschaften plädieren für den Abbau von Angst und die „Schaffung eines Klimas, das gegenseitiges Vertrauen wieder möglich macht“. Foto: wikimedia/cc by sa 4.0/Rosa-Maria Rinkl

Politik und Gesellschaft sollen „Spielräume der Verantwortung“ schaffen und nützen

Linz (epdÖ) – Der „Runde Tisch der Religionen“ in Oberösterreich hat an die politisch Verantwortlichen in Österreich wie Europa appelliert, in der Flüchtlingspolitik einen humaneren und menschenrechtskonformen Kurs zu fahren. Anstelle einer folgenreichen, mitunter sogar kategorischen Verweigerung von Hilfe sollten von den maßgeblichen Personen in Politik und Gesellschaft „Spielräume der Verantwortung“ geschaffen und genützt werden, so die Religionen am Montag in einer gemeinsamen Erklärung.

Sie sprechen sich etwa für die „geordneten und gut bewältigbaren Übernahme von Geflüchteten im Rahmen von Resettlement-Programmen“ aus. Auch die Religionen selbst seien bereit, Verantwortung zu übernehmen und beispielsweise Asylwerbern bzw. Fremden bei der Integration behilflich zu sein; so wie das zusammen mit anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen und Organisationen in den Jahren 2015 bis 2017 bereits gelungen ist.

Ein weiteres Anliegen der Religionsgemeinschaften ist der Abbau von Angst und die „Schaffung eines Klimas, das gegenseitiges Vertrauen wieder möglich macht“. Das Spiel mit Ängsten, das Schüren von Feindbildern oder das Befeuern eines Generalverdachts werde der Wirklichkeit und den geflüchteten Menschen nicht gerecht und spalte die Gesellschaft.
Die Religionsvertreterinnen und -vertreter zeigen sich zutiefst betroffen vom Schicksal vieler geflüchteter Menschen. Konkret kritisiert wird die Kriminalisierung dieses Personenkreises, die Gleichgültigkeit und Kälte, die den Flüchtenden oft entgegenschlägt sowie ihre Instrumentalisierung für fragwürdige politische Ziele.

In der Aussendung des „Runden Tisches“ wird u. a. auch auf das Schicksal unzähliger Menschen hingewiesen, die in diesem Winter auf der „Balkanroute“ unterwegs sind und unter menschenunwürdigen Bedingungen im Wald in Schnee und Kälte ums Überleben kämpfen. Zudem ereigneten sich immer wieder aufgrund fehlender politischer Lösungen Tragödien, wie zuletzt im Ärmelkanal, „wo Flüchtende in ihrem kaputten Schlauchboot offenen Auges dem Ertrinken preisgegeben wurden, darunter auch kleine Kinder“. Niemand fühle sich verantwortlich, kritisieren die Religionsvertreter: „Niemand übernahm die Verantwortung. Niemand reichte den Ertrinkenden die Hand. Ähnlich die Lage im Mittelmeer seit vielen Monaten.“

Dem „Runden Tisch“ gehören die Alevitische Glaubensgemeinschaft, die Buddhistische Religionsgesellschaft, die Evangelische Kirche A.B., die Israelitische Kultusgemeinde, die Islamische Religionsgemeinde und die Katholische Kirche in Oberösterreich an. Der „Runde Tisch der Religionen“ ist eine Informations- und Austauschplattform. Bei den Treffen wird über gemeinsame gesellschaftlich relevante Themen beraten.

ISSN 2222-2464

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