04.05.2017

Oikocredit: Schwerpunkt auf erneuerbarer Energie

2016 erstmals über eine Milliarde Euro in Projekten

In Afrika wurden Solarstrom-Systeme für private Haushalte finanziert. Bereits wenige Stunden Solarlicht pro Tag können die Lebenssituation der Bewohner nachhaltig verbessern. (Foto: Oikocredit/PEG Ghana)

2016 erstmals über eine Milliarde Euro in Projekten


Wien (epdÖ) – Mit der Investition in erneuerbare Energien, speziell in die Solarenergie, setzt die internationale Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit einen neuen Schwerpunkt. Das berichteten Vorstandsvorsitzender Friedhelm Boschert und Vorstandsmitglied Rainald Tippow bei einer Pressekonferenz am 3. Mai in Wien. Bereits im vergangenen Geschäftsjahr 2016 sei das Portfolio für erneuerbare Energie um 150 Prozent gestiegen und betrage derzeit knapp 40 Millionen Euro.

Boschert wies darauf hin, dass weltweit immer noch 1,2 Milliarden Menschen ohne Strom leben müssten, die Hälfte davon allein in Indien. Dort finanziert Oikocredit beispielsweise solarbetriebene Straßenbeleuchtungen in entlegenen Dörfern. In Kenia wurden Solarstrom-Systeme für private Haushalte finanziert, von denen bereits 275.000 Menschen profitieren. Bereits wenige Stunden Solarlicht pro Tag könnten die Lebenssituation der Bewohner nachhaltig verbessern. Die Menschen könnten so zum einen etwa länger arbeiten, Kinder länger lernen, und die von den Petroleumlampen ausgehenden Gesundheitsgefährdungen gehörten damit auch der Vergangenheit an.

Mit Blick auf das vergangene Geschäftsjahr 2016 sprach Boschert von einem „Meilenstein“: So habe man erstmals mehr als eine Milliarde Euro in Projekte investiert. Oikocredit international sei damit der „weltweit größte soziale Investor“, so Boschert. Geldanlagen in Mikrokredit-Genossenschaften würden Menschen in den Armutsregionen der Welt Starthilfe für ein besseres Leben geben und daher auch indirekt die Migrationsbewegungen abschwächen, sagte der Vorstandsvorsitzende.

Vorstandsmitglied Tippow, der in den vergangenen Jahren auch Flüchtlingskoordinator der Erzdiözese Wien war, wies darauf hin, dass 90 Prozent der Flüchtlinge eigentlich in ihrer Heimat bleiben wollten, dort aber keine Lebensperspektiven mehr sehen würden. Das sei der Keim für Flucht und Migration. Mit Mikrokrediten allein stoppe man zwar nicht die Flüchtlingsströme. „Wir leisten aber einen wichtigen Beitrag, dass Menschen vor Ort eine wirtschaftliche und damit auch soziale Perspektive bekommen“, betonte Tippow. Oikocredit und die Menschen vor Ort seien „Partner auf Augenhöhe“.

In Österreich, wo die Entwicklungsgenossenschaft seit mehr als 25 Jahren aktiv ist, gibt es mit Ende April ca. 5600 Mitglieder, die rund 103 Millionen Euro nachhaltig in die Idee von Oikocredit investieren. Das sei ein deutlicher Zuwachs an Mitgliedern und Kapital, zeigte sich Boschert zufrieden. Relativ gesehen sei Österreich damit das stärkste Land innerhalb der internationalen Genossenschaft. Insgesamt hat die auf Initiative des Weltkirchenrats Mitte der 1970er Jahre gegründete Entwicklungsgenossenschaft aktuell weltweit rund 54.000 Anleger. Deren Investitionen werden im Sinne einer Anschubfinanzierung für Kleinstkredite und Kapitalbeteiligungen für derzeit mehr als 800 Partnerorganisationen in ca. 70 Ländern verwendet.

ISSN 2222-2464

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