02.05.2016

Oikocredit gehört zu größten sozialen Investoren

Neuer Fokus Afrika – Soziale Geldanlage als Mittel zur Armutsbekämpfung

(Foto: OpmeerReports)

Neuer Fokus Afrika – Soziale Geldanlage als Mittel zur Armutsbekämpfung

Wien (epdÖ) – Zwei wichtige „Meilensteine“ sieht Friedhelm Boschert, Vorstandsvorsitzender von Oikocredit Österreich, erreicht: So verwalte Oikocredit international inzwischen mehr als eine Milliarde Euro an Vermögenswerten und gehöre damit zu den größten „sozialen Investoren“ weltweit. In Österreich, wo die Entwicklungsgenossenschaft seit 25 Jahren aktiv ist, konnte man zudem jüngst den 5000. Anleger begrüßen, berichtete Boschert am Donnerstag, 28. April, vor Journalisten in Wien. Rund 88 Millionen Euro haben heimische Anleger derzeit bei Oikocredit veranlagt. Geld, das vor allem für Mikrokredite verwendet wird und Menschen in Entwicklungsländern Zukunftsperspektiven gibt.

Kapital und Mitglied sind für Oikocredit gleich wichtig, betonte Boschert. Mitglieder würden mit ihrer sozialen Geldanlage bewusst zur Armutsbekämpfung beitragen. So könne Oikocredit erfolgreich soziale Lebensbedingungen in Entwicklungsländern verbessern: „Die engagierte Arbeit von Oikocredit wäre undenkbar ohne die vielen freiwilligen Unterstützer und ethisch-sozial bewusst agierenden Anleger, die über den Verwendungszweck ihres Geldes nachdenken.“

Insgesamt hat die auf Initiative des Weltkirchenrats Mitte der 1970er Jahre gegründete Entwicklungsgenossenschaft aktuell weltweit rund 50.000 Anleger. Deren Investitionen werden im Sinne einer Anschubfinanzierung für Kleinstkredite und Kapitalbeteiligungen für derzeit 809 Partnerorganisationen in 69 Ländern verwendet. Von den Aktivitäten profitieren laut Schätzungen von Oikocredit weltweit rund 40 Millionen Menschen – viele von ihnen indirekt, weil sich mit den entstehenden Betrieben nicht nur die wirtschaftliche und soziale Lage der eigentlichen Kreditnehmer, sondern auch die ihres Umfelds verbessert. Frauen seien mit 80 Prozent die größte Gruppe der Kreditnehmer, schilderte Boschert: „Davon profitieren auch die Familien.“ Fehlende Lebensperspektiven legten auch den Keim für Flucht und Migration, sagte Boschert. Mit Mikrokrediten allein stoppe man zwar nicht die Flüchtlingsbewegungen, „wir leisten aber einen wichtigen Beitrag, dass Menschen vor Ort eine wirtschaftliche und damit auch soziale Perspektive bekommen“.

Einen starken Fokus legt Oikocredit auf Afrika, hier wurde der Kapitaleinsatz massiv erhöht. „Den Menschen in Afrika oder Asien geht es nicht darum, Geldströme aufzufangen, sondern darum, ihre Fähigkeiten einzusetzen. Aber die Fähigkeiten kann man nur einsetzen, wenn man die Möglichkeit dazu hat“, ergänzte der stellvertretende Oikocredit-Vorsitzende Günter Lenhart. „Wir reden von Leuten, die ein kleines Stück Land haben und ein Dach über dem Kopf, aber ihre Fähigkeit nicht nutzen können, weil ihnen die Mittel für einen Betrieb und Beratung fehlen.“ Das Geld der Oikocredit-Anleger biete diese Möglichkeit.

Im Kern geht es der Entwicklungsgenossenschaft um eine finanzielle Partnerschaft mit Kleinstkreditnehmern. Mit technischer Hilfe und Know-how über ein vor Ort tätiges Beraternetz wolle Oikocredit den Menschen helfen, effektiv mit ihrem Geld umzugehen. So werde vermieden, dass die Geldmittel zu einer Schuldenfalle werden.
In Österreich will Oikocredit in den kommenden Jahren mindestens 3000 neue Mitglieder gewinnen. Sie erhalten für ihre Anteile eine jährliche Dividende von rund 2 % vor Steuern, Kursschwankungen gibt es nicht. Gesucht sind dabei nicht einfach „nur Investoren, sondern Mitglieder, die bereit sind, mit ihrem Kapital zur Armutsbekämpfung in der Welt beizutragen“, so Vorstandsvorsitzender Boschert. Die Chance, mit der Geldanlage in Entwicklungsgenossenschaften etwas zu bewirken, sei dabei größer, als so mancher denke, ist Lenhart überzeugt: „Wir können so viel an Terrorismus, Flucht und Elend vermeiden, wenn wir nur ein bisschen unserer Mittel ein wenig vernünftiger und bewusster anlegen“.

ISSN 2222-2464

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