10.12.2008

ÖRKÖ-Vorsitzender Sturm zum Tod von Patriarch Aleksij II.

"Hat Orthodoxie in schwierigen Zeiten des Übergangs starkes Selbstbewusstsein gegeben"

„Hat Orthodoxie in schwierigen Zeiten des Übergangs starkes Selbstbewusstsein gegeben“

Wien (epd Ö) – Tief betroffen vom plötzlichen Tod des russisch-orthodoxen Patriarchen Aleksij II. hat sich der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Altbischof Herwig Sturm, gezeigt. Das Oberhaupt der Russisch-orthodoxen Kirche erlag im Alter von 79 Jahren am Freitag, 5. Dezember, in einer Münchner Klinik einem Herzleiden. Der Patriarch wollte vom 20. bis 23. Dezember Wien einen Besuch abstatten, wo er die neu renovierte russisch-orthodoxe Nikolauskathedrale in Wien-Landstraße weihen sollte. In der Zwischenzeit wurden alle Feierlichkeiten zur Weihe der Kathedrale abgesagt.

„Namens des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich möchte ich mein Beileid der Russisch-orthodoxen Kirche und der Orthodoxie insgesamt aussprechen“, sagte Sturm gegenüber epd Ö. Die Ökumene hätte intensiv die Vorbereitungen zu seinem Besuch in zwei Wochen miterlebt, „die Einladungen zu den verschiedenen Empfängen und Begegnungen sind schon ausgeschickt, es ist tragisch, dass das alles jetzt durch den Tod hinfällig ist“. Der Besuch des Patriarchen hier in Österreich sollte „ein Zeugnis sein für die Kraft und Schönheit der russischen Orthodoxie auch in der heutigen modernen Welt“. Sturm bedauerte, „dass wir diesen Versuch, öffentlich und präsent zu sein, nicht erleben können“.
Der Vorsitzende des Ökumenischen Rates erinnerte daran, dass Aleksij als Präsident der Konferenz Europäischer Kirchen an der Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Graz teilgenommen und diese „wesentlich mitgeprägt“ habe. Gleichwohl sei er der Ökumene „kritisch gegenübergestanden“ und habe die Verweltlichung und die seiner Meinung nach große Anlehnung an die moderne aufgeklärte Welt kritisiert. Sturm: „Auch hier hätte die Begegnung mit ihm und das Gespräch ein wichtiger Beitrag sein können zum besseren Verständnis.“

Aleksij II. habe den Übergang vom Kommunismus zur Demokratie in Russland als Kirchenoberhaupt „begleitet und mitgestaltet“, betont Sturm, der selber die Versöhnung der russisch-orthodoxen Auslandskirchen mit dem Patriarchat in Moskau als „ganz bedeutenden Schritt“ erlebt hat. Insgesamt habe Aleksij der Orthodoxie in schwierigen Zeiten des Übergangs ein „starkes Selbstbewusstsein gegeben“. Eine selbstbewusste Orthodoxie sei „sicher ein sehr guter Partner im Dialog und in der Ökumene“.

Die Trauer aller orthodoxen Christen über den plötzlichen Tod des Moskauer Patriarchen hat der Wiener orthodoxe Metropolit Michael Staikos betont. Staikos wörtlich: „Patriarch Aleksij II. war eine große Persönlichkeit; er hat die russisch-orthodoxe Kirche nach Jahrzehnten des Martyriums vom Kommunismus in die Demokratie geführt“. Trotz aller Widersprüche sei Aleksij II. als „große moralische Instanz“ in Russland und darüberhinaus „unbestritten“ gewesen.

ISSN 2222-2464

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