22.03.2006

Ökumenischer Rat: Frieden hat Vorrang vor Einzelinteressen

Kirchen reagieren auf FPÖ-Volksbegehren – „Europa ist ein Zukunfts- und Friedensprojekt“ – Plädoyer „für eine maßvolle und sorgsame Europapolitik“

Kirchen reagieren auf FPÖ-Volksbegehren – „Europa ist ein Zukunfts- und Friedensprojekt“ – Plädoyer „für eine maßvolle und sorgsame Europapolitik“

Wien (epd Ö) – Christen haben der Arbeit für den Frieden Vorrang vor Einzelinteressen und Einzelzielen zu geben, betont der Vorstand des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) im Zusammenhang mit dem FPÖ-Volksbegehren „Österreich bleib frei“. Das Gemeinwohl müsse Ziel jeder christlich orientierten Friedensarbeit sein, erklärte der ÖRKÖ, in dem 14 Kirchen zusammengeschlossen sind. „Die Versuche, politisch auch in unserem Land lokale oder parteipolitische Interessen gegen gemeinsame Lösungen zu instrumentalisieren, widerspricht dem Wunsch nach Sicherheit und gemeinsamer Rechtsbildung.“

Die Ängste von Menschen sind ernst zu nehmen, so der ÖRKÖ. „Damit Vertrauen wachsen kann“, seien Gespräche und sachgerechte Informationen nötig. Die gegenwärtige Situation sei eine Herausforderung an die Politik insgesamt und an alle verantwortlichen Kräfte in Österreich, erklärten die Kirchenvertreter vor dem Hintergrund der EU-Skepsis und plädieren „für eine maßvolle und sorgsame Europapolitik“.

Nationale Zersplitterung sei durch Jahrhunderte Grund für Kriege und Gewalt gewesen, die europäische Einigung habe zu einer außergewöhnlich langen Friedensperiode auf dem Kontinent geführt. „Bereits 2001 hat sich der ÖRKÖ eindeutig für die Erweiterung der EU ausgesprochen. Die Gründe, die wir damals angeführt haben, gelten heute ebenso“, heißt es in der Vorstandserklärung vom 10. März. Die Europäische Union sei in ihren Strukturen und Entscheidungsprozessen verbesserbar, „sie ist aber nicht ersetzbar“.

„Die Kirchen fördern eine Einigung des europäischen Kontinents. Wir sind überzeugt, dass das spirituelle Erbe des Christentums eine inspirierende Kraft zur Bereicherung Europas darstellt. Auf Grund unseres christlichen Glaubens setzen wir uns für ein humanes und soziales Europa ein, in dem die Menschenrechte und Grundwerte des Friedens, der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Toleranz, der Partizipation und der Solidarität zur Geltung kommen. Wir betonen die Ehrfurcht vor dem Leben, den Wert von Ehe und Familie, den vorrangigen Einsatz für die Armen, die Bereitschaft zur Vergebung und in allem die Barmherzigkeit.“

„Das hohe Wohlstandsgefälle in Europa ist nicht nur eine Bedrohung für einen äußeren und inneren Frieden Europas. Es führt zu Verunsicherung auf den Arbeitsmärkten und dazu, dass Unternehmen und Organisationen die Situation zu ihrem eigenen Vorteil ausnützen. Damit ist der soziale Friede jedes Landes bedroht. Allmählich und in einem erträglichen Ausmaß zu einem Ausgleich zwischen den Regionen zu kommen, gebietet die politische Vernunft. Dazu bedarf es fester Vereinbarungen. Die meisten europäischen Staaten sind Rechtsstaaten mit ausgeprägtem demokratischen Bewusstsein. Gemeinsame Gesetze und die Möglichkeit, sie durchzusetzen, sind ebenso notwendig wie eine gemeinsame demokratische Kultur des Miteinanders“, stellte der ÖRKÖ fest.

www.kirchen.at

ISSN 2222-2464

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