25.01.2017

2017: Miteinander im Fokus

Ökumenische Gottesdienste zu Beginn des Reformationsjubiläums

In ökumenischen Gottesdiensten wurde das Miteinander und das gemeinsame Engagement der Kirchen unterstrichen. Im Bild Superintendent Manfred Sauer und Diözesanbischof Alois Schwarz beim Gottesdienst in der Johanneskirche in Klagenfurt. Foto: Helmuth Weichselbraun

Ökumenische Gottesdienste zu Beginn des Reformationsjubiläums


Feldkirch/Klagenfurt/Bad Tatzmannsdorf (epdÖ) – In mehreren ökumenischen Gottesdiensten haben Spitzen der Evangelischen und der Römisch-katholischen Kirche zu Beginn des Jubiläumsjahres „500 Jahre Reformation“ das Miteinander der Kirchen bekräftigt.

In einer Dialogpredigt in Vorarlberg am Sonntag, 22. Jänner, riefen der evangelisch-reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld und der Feldkircher römisch-katholische Bischof Benno Elbs zu offener Begegnung der christlichen Konfessionen und zum gemeinsamen Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Umwelt auf. Angesichts heutiger „Stürme der Veränderung“ sollten „miteinander Windmühlen errichtet, statt Schutzmauern aufgezogen werden“, sagte Hennefeld beim Gottesdienst in der evangelischen Pauluskirche in Feldkirch. Nicht ein wehrhaftes Christentum oder eine Festung Europa, sondern Offenheit gegenüber dem anderen und dessen Fähigkeiten seien heute gefragt, betonte Hennefeld. Das gelte insbesondere für die Ökumene: Christen dürften nicht glauben, sie müssten „zusammenhalten gegen jemanden“, so der evangelische Pfarrer und Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ). Das wäre ein „schlechtes ökumenisches Rezept“.

Das Reformationsjubiläum begehen die Evangelischen Kirchen unter dem Motto „Freiheit und Verantwortung“. Christliche Freiheit sei niemals die vom Neoliberalismus vertretene Rücksichtslosigkeit und Selbstentfaltung auf Kosten anderer, betonte Hennefeld. „Die missverstandene Freiheit führt zum Recht des Stärkeren, zur Versklavung der Schwachen und Schutzlosen“. Kritisch beurteilte der Landessuperintendent auch die steigende Bereitschaft der Menschen, ihre Freiheit aus Angst vor Terroristen und Flüchtlingen „auf dem Altar der Sicherheit zu opfern“.

Als Gegenkonzept präsentierten Hennefeld und Elbs die mit Verantwortung verbundene Freiheit. Franz von Assisi oder die im Nationalsozialismus ermordeten Geistlichen Dietrich Bonnhoeffer und Carl Lampert oder der NS-Wehrdienstverweigerer Franz Jägerstätter seien Beispiele dafür: Sie hätten aus tiefer Verwurzelung mit Gott heraus jenen Mut und jene Entschiedenheit gezeigt, mit denen sie allen Schikanen und Erniedrigungen getrotzt hätten und ihren Weg mit Gott gegangen seien, sagte Bischof Elbs. Prototyp dieses Handelns sei Jesus Christus selbst. Elbs forderte eine „Ökumene des Gebets, der Freundschaft mit Christus und der Verantwortung für die Welt“ sowie auch „der Nächstenliebe und des solidarischen Lebens“: Verbindung mit Gott führe immer zu wahrer Freiheit und zugleich auch zur Verantwortung, „mitzubauen an dem, was Gott wichtig ist“.

Starke Signale der Ökumene setzte auch der Gottesdienst in Klagenfurt, den Superintendent Manfred Sauer gemeinsam mit Diözesanbischof Alois Schwarz am Sonntag, 22. Jänner, in der evangelischen Johanneskirche Klagenfurt feierte. Beide baten die je andere Kirche wegen „dunkler und trauriger Kapitel in der eigenen Geschichte“ um Vergebung. „Reformation in ökumenischer Perspektive bedeutet, einander und miteinander Gott um Vergebung zu bitten“, so Sauer. Vor vielen Repräsentanten der Kirchen und des öffentlichen Lebens dankten Sauer und Schwarz für das, was in Kärnten an gelebter Ökumene gewachsen ist. Es gehe nicht um das „zuerst ich, es geht um ein Miteinander auf Augenhöhe“. Erinnert wurde in dem Gottesdienst an die gemeinsame Basisarbeit, etwa in der Hilfe für Flüchtlinge. Das gemeinsame Gedenken sei Gelegenheit, „mit einer Stimme in der Gesellschaft zu sprechen“, unterstrich Schwarz.

Den feierlichen Auftakt zum Reformationsjubiläum bildete im Burgenland ein ökumenischer Gottesdienst am Mittwochabend, 18. Jänner, in Bad Tatzmannsdorf. Superintendent Manfred Koch und Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics brachten in dem Gottesdienst eine symbolische Mauer gemeinsam zu Fall. Man wolle ein neues Kapitel in den Beziehungen zwischen der Katholischen und der Evangelischen Kirche aufschlagen, erklärten die beiden Repräsentanten der Kirchen. Koch hielt seine Predigt in der katholischen Kirche. Danach wurde der Gottesdienst in der evangelischen Kirche fortgesetzt, wo Zsifkovics predigte.

Die Gräben seien in der Vergangenheit sehr groß gewesen, meinte Koch und erinnerte an Zeiten, in denen Menschen wegen ihres Glaubens die Heimat verlassen mussten. „Ich denke, der heutige Schritt im ökumenischen Miteinander war ein wichtiger unter vielen, die in den letzten Jahren schon erfolgt sind“, sagte Koch. Für ein „neues Verständnis“ sprach sich Diözesanbischof Zsifkovics aus. Die Beziehung zwischen der Katholischen und der Evangelischen Kirche sei „von einem Gegeneinander zu einem unverbindlichen Nebeneinander, schließlich zu einem immer stärkeren Miteinander und heute zu einem echten Füreinander geworden“, hielt Zsifkovics fest. Die Kirchen seien auf dem richtigen Weg.

ISSN 2222-2464

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