18.10.2013

Ökumene: Methodist Lothar Pöll neuer ÖRKÖ-Vorsitzender

Schwerpunkte der ÖRKÖ-Vollversammlung: 75-Jahr-Gedenken an Novemberpogrome, neues Projekt "Sozialwort 10+", 100-Jahr-Gedenken des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs

Lothar Pöll, Superintendent der Evangelisch-methodistischen Kirche in Österreich, wurde zum Vorsitzenden des Ökumenischen Rates der Kirchen gewählt. Foto: epd/Uschmann

Schwerpunkte der ÖRKÖ-Vollversammlung: 75-Jahr-Gedenken an Novemberpogrome, neues Projekt „Sozialwort 10+“, 100-Jahr-Gedenken des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs

Wien (epdÖ) – Die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) hat am Donnerstag, 17. Oktober, einstimmig den evangelisch-methodistischen Superintendenten Lothar Pöll zum neuen Vorsitzenden des ÖRKÖ gewählt. Er folgt am 1. Jänner 2014 dem bisherigen Vorsitzenden, dem rumänisch-orthodoxen Bischofsvikar Nicolae Dura, nach. Weitere Hauptthemen der Vollversammlung waren die Weiterarbeit am Ökumenischen Sozialwort sowie das Gedenken an die Novemberpogrome vor 75 Jahren, heißt es in einer Aussendung des ÖRKÖ am Donnerstag.

Zu stellvertretenden Vorsitzenden wurden der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis und der katholische Diözesanbischof von Innsbruck, Manfred Scheuer, gewählt. Weitere Vorstandsmitglieder sind Erika Tuppy (Evangelisch-reformierte Kirche), Bischof Michael Bünker (Evangelisch-lutherische Kirche), Bischof John Okoro (Altkatholische Kirche) und Chorepiskopos Emanuel Aydin (Syrisch-orthodoxe Kirche). Zum Auftakt der Vollversammlung hatte Bischofsvikar Dura an den vor genau zwei Jahren verstorbenen griechisch-orthodoxen Metropoliten Michael Staikos erinnert, der von 1966 bis 1999 Vorsitzender des ÖRKÖ und darüber hinaus einer der Pioniere der ökumenischen Bewegung in Österreich war.

75 Jahre nach Novemberpogrom

Ein Hauptpunkt der Beratungen der Kirchenvertreter war das bevorstehende Gedenken zum 75. Jahrestag der Novemberpogrome 1938. Aus diesem Anlass findet am 9. November um 17 Uhr in der Wiener Ruprechtskirche ein ökumenischer Gedenkgottesdienst statt, bei dem Bischof Michael Bünker und Sr. Beatrix Mayerhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, Worte des Gedenkens sprechen. Anschließend an den Gottesdienst findet ein Schweigegang zum Mahnmal auf dem Judenplatz statt. Der ökumenische Gedenkgottesdienst am 9. November ist Höhepunkt der diesjährigen Veranstaltungsreihe „Mechaye Hametim“ („Der die Toten auferweckt“), die von der Gemeinde St. Ruprecht gemeinsam mit zahlreichen christlichen Organisationen getragen wird.

Weiterarbeit am Ökumenischen Sozialwort

Zehn Jahre nach Veröffentlichung des Ökumenischen Sozialwortes soll dieses wieder mit Blick auf die Gegenwart gelesen und bearbeitet werden. Über die Vorbereitungen für diesen Prozess im Auftrag des ÖRKÖ wurde bei der Vollversammlung beraten. Unter dem Motto „Sozialwort 10+“ startet der Ökumenische Rat somit eine umfassende „Re-lecture“ des Sozialworts im Hinblick auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen. Die Startveranstaltung dieses auf ein Jahr – in Zusammenarbeit mit der Katholischen Sozialakademie (ksoe) – anberaumten Projekts findet am Donnerstag, 28. November, ab 14 Uhr in der Donaucity-Kirche statt. Dabei werden Beispiele gelungener Umsetzung des Sozialwortes, aber auch andere Erfahrungen vorgestellt, anschließend wird das ksoe-Dossier zum Projekt „Sozialwort 10+“ präsentiert. Ein ökumenischer Gottesdienst markiert den Höhepunkt der Veranstaltung. Anschließend findet eine Podiumsdiskussion unter Leitung von Prof. Ingeborg Gabriel mit Bischof Bünker, der österreichischen Botschafterin in Peking, Irene Giner-Reichl, dem rumänischen Theologen Prof. Dorin Oancea und dem ukrainischen griechisch-katholischen Umweltbeauftragten Wolodymyr Scheremeta über die Dokumentation „Gerechtigkeit in einer endlichen Welt. Ökologie – Wirtschaft – Ethik“ statt.

Bischof Scheuer stellte im Rahmen der ÖRKÖ-Vollversammlung Überlegungen zum bevorstehenden 100-Jahr-Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor. Für die Kirchen gehe es dabei um eine Selbstbesinnung auf die Rolle von Religion „entweder als Hindernis für den Frieden“ oder als „Werkzeug des Friedens“. Angesprochen wurde bei der Sitzung der Kirchenvertreter auch die Situation der verfolgten Christen insbesondere in der Auseinandersetzung mit radikalen islamistischen Gruppen und die Frage der europäischen Flüchtlingspolitik mit Blick auf die menschlichen Tragödien im Mittelmeerraum.

ISSN 2222-2464

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