09.02.2011

Oberwart: Gedenkfeier für die vier getöteten Roma

Superintendent Koch: Neue Diskriminierungen reißen alte Wunden auf

Superintendent Koch: "Wege der Gemeinschaft und Solidarität"

Superintendent Koch: Neue Diskriminierungen reißen alte Wunden auf

Oberwart (epd Ö) – Mit einer ökumenischen Gedenkfeier wurde am Sonntag an die Opfer des Bombenattentats in der Roma-Siedlung in Oberwart erinnert. Bei dem Rohrbombenanschlag vor 16 Jahren wurden vier Menschen getötet. Superintendent Manfred Koch ging in seiner Ansprache auf die aktuelle Situation der Roma in Europa ein. Die Morde in Oberwart, aber auch der Massenmord an den Roma im Dritten Reich hätten „Wunden hinterlassen, Narben auf den Seelen“, sagte Koch, „immer wieder, wenn man von neuen Verfolgungen, Diskriminierungen, Attentaten hört, reißen diese Wunden auf. Gerade im vergangenen Jahr ist da wohl einiges wieder aus unseren Nachbarländern zu hören gewesen.“ Es brauche stattdessen „Wege der Gemeinschaft und der Solidarität, Wege, die in eine hoffnungsvolle Zukunft führen“. Wenn diese Wunden immer wieder neu aufrissen, dann „können sie wohl nicht verbunden werden mit salbungsvollen Worten. Das, was wir brauchen, ist das kleine Handeln im Alltag, dort, wo wir hingestellt sind.“

Der römisch-katholische Bischof Ägidius Zsifkovics würdigte bei der Feier an der Gedenkstätte am Anger die Roma als Teil der „Identität des Landes“. Wer dies leugnen wolle, wäre angesichts der langen Geschichte, die die Volksgruppe der Roma mit diesem Land verbinde, „leichtfertig bereit, der Wirklichkeit Gewalt anzutun“, so der Eisenstädter Diözesanbischof. Geschichte könne nicht ungeschehen gemacht werden. Aber der respektvolle Umgang mit ihr „kann uns dabei helfen, dass aus Zukunft Gegenwart, aus Vergangenheit Perspektive für ein Heute und Morgen wird“. Es brauche auch den wachsamen Blick auf gesellschaftliche und politische Bewegungen, „die nicht nur dem Aufblühen den Boden bereiten können, sondern auch der Zerstörung“. „Ich mache mir große Sorgen, dass Roma in Europa betteln müssen. In Österreich überlegt man, wie man das Betteln verbieten kann. In Ungarn werden Roma ermordet. Frankreich und Italien wollen keine Roma in ihrem Land“, sagte Roma-Vertreter Ludwig Horvath.

ISSN 2222-2464

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