18.02.2009

Oberkirchenrätin Reiner: Kirche muss demokratische Spielregeln haben

TV-Diskussion zur römisch-katholischen Kirchenkrise

TV-Diskussion zur römisch-katholischen Kirchenkrise

Wien (epd Ö) – „Kirche muss bei den Menschen bleiben. Daher muss es bestimmte demokratische Spielregeln geben.“ Das erklärte die lutherische Oberkirchenrätin Dr. Hannelore Reiner in der ORF-Diskussionssendung „Im Zentrum“ am 15. Februar zum Fall des oberösterreichischen Pfarrers Gerhard Maria Wagner, der vom Vatikan zum Linzer Weihbischof ernannt worden war, nach heftiger Kritik an seiner konservativen Haltung aber auf das Amt verzichtet hat.

Reiner, die aus Oberösterreich stammt, hob ihre „Liebe“ auch zur römisch-katholischen Diözese Linz hervor und berichtete von einem guten ökumenischen Klima. Allerdings habe es auch seitens der evangelischen Kirche Oberösterreichs in Blick auf eine künftige Zusammenarbeit mit Wagner „Befürchtungen“ gegeben.

Scharf wandte sich die Oberkirchenrätin in der TV-Diskussion gegen eine „gegenseitige Herabwürdigung“ der Konfessionen und gegen eine „Heimholökumene“. Von der Gesprächsleiterin Ingrid Thurnher auf seine Konversion von der Evangelischen zur Römisch-katholischen Kirche angesprochen, hatte zuvor Christof T. Zellenberg, Mitglied des Malteserordens, von einer „Rückkehr in den Schoß der Mutter Kirche“ gesprochen und die Evangelische Kirche als „Nebengleis“ bezeichnet, während die Römisch-katholische Kirche „die von Jesus Christus gewollte Kirche“ sei.

Plattform „Wir sind Kirche“: Römisch-katholische Kirche hat „massive Demokratieprobleme“

In der Krise um Gerhard Maria Wagner habe sich gezeigt, dass die Römisch-katholische Kirche „ganz massive Demokratieprobleme“ habe, betonte Hans Peter Hurka von der Plattform „Wir sind Kirche“. Auch Hurka forderte, „einen Schritt auf die Menschen zuzutun“ und die Strukturen zu verändern.

Der römisch-katholische Pastoraltheologe Paul Michael Zulehner erklärte in der Diskussion, nach der Amtszeit des Wiener Kardinals König habe die Römisch-katholische Kirche eine Tendenz entwickelt, sich „nach rechts“ zu bewegen. Der Theologe nannte in diesem Zusammenhang den ehemaligen Bundesratspräsidenten Herbert Schambeck, der in dieser Richtung tätig gewesen sei. Kardinal Christoph Schönborn habe jedoch die Krise um Pfarrer Wagner überwunden.

Der ehemalige Erste Nationalratspräsident und Initiator der Katholischen Laieninitiative Andreas Khol kritisierte eine „schlechte Entscheidungsvorbereitung“ im Vatikan und forderte eine „effizientere Regierungsarbeit“. Die Ernennung Wagners sei „völlig an den österreichischen Bischöfen vorbeigegangen“. Sein Rücktritt berechtige „zur Freude und zur schönsten Hoffnung“.

Auch der Bischofsvikar der Diözese Linz Wilhelm Viehböck sprach von einer „momentanen Erleichterung“, es bleibe jedoch „noch viel zu tun“.

ISSN 2222-2464

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