28.08.2009

Norweger Tveit neuer Generalsekretär des Weltkirchenrates

Der 48-jährige lutherische Theologe folgt dem Kenianer Sam Kobia

Olav Fykse Tveit. Foto: WCC/Williams

Der 48-jährige lutherische Theologe folgt dem Kenianer Sam Kobia

Genf (epd – epd Ö) Der Norweger Olav Fykse Tveit wurde zum neuen Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) gewählt. Der 48-jährige lutherische Theologe folgt dem Kenianer Sam Kobia (62). Tveit setzte sich am Donnerstag, 27. August, in Genf auf der Tagung des Zentralausschusses gegen den 61-jährigen Park Seong Won von der reformierten Presbyterianischen Kirche von Korea durch. Der Weltkirchenrat repräsentiert über 560 Millionen Christen.

Tveit gilt als erfahrener Kirchendiplomat mit Organisationstalent. Der neue Generalsekretär tritt das höchste Amt, das die weltweite Ökumene zu vergeben hat, voraussichtlich Anfang 2010 an. Die Amtszeit beträgt in der Regel fünf Jahre. Der promovierte Theologe ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Tveit ist der jüngste Generalsekretär seit Willem Visser t‘ Hooft, der während der Aufbaujahre nach 1948 an der Spitze des ÖRK stand. Nach seiner Wahl sagte Tveit: „Ich bin überzeugt davon, dass Gott mich zu dieser Aufgabe berufen hat. Ich glaube, wir haben eine Menge gemeinsam zu tun.“

Der Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), Bischof Michael Bünker, reagierte mit „großer Freude“ auf die Wahl Tveits. Der Norweger war von 1994 bis 2001 Mitglied des Exekutivausschusses (heute Rat) der GEKE und danach bis 2006 stellvertretendes Mitglied. Die jüngsten weltweiten Krisen verlangten nach einer deutlichen gemeinsamen Stimme der Kirchen, betonte Bünker. Dem neuen Generalsekretär sei das ökumenische Gespräch sehr vertraut, so dass er den Spielraum für mögliche Entwicklungen gut kenne. Die GEKE lebe seit 35 Jahren eine versöhnte Verschiedenheit von Kirchen ganz verschiedener Tradition, so Bünker weiter. „Auch wenn der Traditionsrahmen im ÖRK noch viel weiter gespannt ist, halten wir an der Hoffnung fest, dass sich die Kirchen auch weltweit in ihrer bestehenden Verschiedenheit in einer versöhnten Gemeinschaft finden können“.

Tveit ist seit 2002 Generalsekretär des Rates für ökumenische und internationale Beziehungen der lutherischen Kirche von Norwegen. Zuletzt engagierte er sich für Versöhnung und Frieden im Mittleren Osten. Er verfügt über vielfältige ökumenische Erfahrungen und war mehrfach Mitglied von Delegationen des Weltkirchenrates.
Nach dem deutschen Theologieprofessor Konrad Raiser, der von 1993 bis 2003 ÖRK-Generalsekretär war, übernimmt nun erneut ein Europäer den Spitzenposten des Zusammenschlusses von rund 350 Kirchen aus mehr als 110 Ländern. Tveit durchlief in seiner Kirchenkarriere vom Gemeinde- bis zum Militärpfarrer viele Stationen. Als Zukunftsthema für den ÖRK nannte er unter anderem den Dialog mit dem Islam. Mit Gunnar Stalsett stand schon einmal ein Norweger an der Spitze eines kirchlichen Dachverbandes. Stalsett war von 1984 bis 1994 Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes.

Der Zentralausschuss mit rund 150 Delegierten leitet den Weltkirchenrat zwischen den etwa alle sieben Jahren stattfindenden Vollversammlungen, dem höchsten Beschlussgremium des Dachverbandes. Kobia hatte verkündet, dass er keine zweite Amtszeit mehr anstrebt. Er steht seit 2004 an der Spitze des ÖRK. Der Weltkirchenrat wurde 1948 in Amsterdam gegründet. Ihm gehören protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie Freikirchen an. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied.

ISSN 2222-2464

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