16.09.2009

Neue Ethik – Internationaler Kongress „Menschenbild im Strafrecht“

ExpertInnen diskutieren in Wien über die Entwicklung des Strafrechts aus christlicher Sicht

ExpertInnen diskutieren in Wien über die Entwicklung des Strafrechts aus christlicher Sicht

Wien (epd Ö) – „Lange Haftstrafen schaden nicht nur den Gefangenen und ihren Angehörigen, sondern auch der Gesellschaft insgesamt. Denn durch die Entmündigung in der Haft geht die soziale Kraft verloren, Unrecht zu überwinden“, erklärt der evangelische Gefängnisseelsorger Matthias Geist, im Vorfeld des internationalen Kongresses „Menschenbild im Strafrecht – Brennpunkt christlicher Sozialethik“, der vom 21. bis 24. September 2009 auf Initiative des Seelsorgers im Wiener Albert Schweitzer Haus stattfindet. ExpertInnen aus den verschiedensten Disziplinen und Branchen werden sich an diesen drei Tagen mit der Frage beschäftigen, mit welchem Menschenbild der gegenwärtige Strafvollzug übereinstimmt und welcher Reformen es im EU-Raum, aber auch speziell in Österreich bedarf. Matthias Geist weiter: „Ich fordere alle drei Gewalten im Staat und die Medien auf, an einer neuen Ethik des Strafrechts mitzuarbeiten, die wir seitens der ökumenischen Gefängnisseelsorge vorantreiben.“ Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern gebe es in Österreich zu wenig Korrektiv im Strafrecht, weder bei Gericht noch im Gefängnis. Geist: „Die Gefahr, dass Menschen im Gefängnis für Interessen von PolitikerInnen, Medien und juristischen wie psychosozialen Berufsgruppen in unterschiedlicher Weise missbraucht werden, ist daher besonders hoch.“
Mit diesem Kongress möchten die VeranstalterInnen – Evangelische Gefängnisseelsorge Wien, Evangelische Akademie Wien und IPCA Europe (International Prison Chaplains Asso-ciation, ein weltweiter Zusammenschluss von christlichen Gefängnisseelsorgern) – einen in Österreich lange vermissten öffentlichen Diskurs über grundlegende Reformen im Strafrecht anregen. Neben Vertretern des Justizressorts werden Bischof Michael Bünker und Weihbischof Franz Scharl die Veranstaltung im Rahmen eines Empfangs im Justizministerium am Montagabend eröffnen. Das Eröffnungsreferat hält Univ.-Prof. Ulrich Körtner zur Frage „Muss Strafe sein? Menschenbild und Strafrecht aus theologischer Sicht“.

ISSN 2222-2464

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