24.01.2007

Müller: Reichtum des Christentums liegt nicht in einer Konfession allein

Ökumenischer Gottesdienst, Empfang und Studientag in Innsbruck anlässlich der Gebetswoche für die Einheit der Christen

Ökumenischer Gottesdienst, Empfang und Studientag in Innsbruck anlässlich der Gebetswoche für die Einheit der Christen

Innsbruck/Salzburg (epd Ö) – „Der Reichtum des Christentums liegt nicht in einer Konfession allein, Schätze haben wir alle.“ Das betonte die evangelische Superintendentin für Salzburg und Tirol, Mag. Luise Müller, beim diesjährigen Ökumenischen Gottesdienst am Donnerstag, 18. Jänner, im Innsbrucker Jakobsdom. Die Superintendentin feierte gemeinsam mit dem Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer den Gottesdienst. Es war der 40. Ökumenische Gottesdienst in Innsbruck anlässlich der alljährlichen Weltgebetswoche für die Einheit der Christen.

 

In ihrer Predigt rief die Superintendentin die Christinnen und Christen unterschiedlicher Konfession eindringlich dazu auf, nicht weiter im Zustand „gestörter Kommunikation“ zu verharren. Vielmehr sei es notwendig, „aufeinander zu hören und miteinander zu reden“. Es entspreche nicht dem Willen Gottes, wenn Christen nur das je Eigene wahrnehmen und das des Anderen als fremd, unpassend und falsch ansehen. Es gelte, die „Schätze“ der Konfessionen zu heben, einander davon zu erzählen, sie zum Wohle leidender Menschen einzusetzen und dadurch Gott zu loben.

 

Der Gottesdienst war geprägt vom Schriftwort „Christus macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen“ (Matthäus 7,31-37), heuer das offizielle Motto der Gebetswoche für die Einheit der Christen. Der Entwurf für die Feier kam von Christinnen und Christen in Südafrika. Sie leben in einer Gesellschaft mit großen sozialen Gegensätzen, sind dabei, die Folgen der Apartheid aufzuarbeiten und sind besonders mit der Dramatik von AIDS konfrontiert. Superintendentin Müller rief dazu auf, den Hinweis der südafrikanischen Christen zu beherzigen und die Zuwendung zu den AIDS-Kranken als „ökumenische Aufgabe“ zu verstehen.

 

Ökumenischer Erfahrungsaustausch

 

Unmittelbar vor dem Ökumenischen Gottesdienst waren 25 evangelische und katholische Seelsorgerinnen und Seelsorger aus Tirol im Innsbrucker „Haus der Begegnung“ zusammengekommen. Zu dem in dieser Art erstmaligen Treffen hatten Müller und Scheuer gemeinsam eingeladen. Das Treffen diente dazu, einander näher kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen. Müller und Scheuer wollten mit der Initiative einen Schritt zur Intensivierung der ökumenischen Kontakte zwischen evangelischer und katholischer Kirche in Tirol setzen.

Ökumenischer Empfang in Salzburg: Einander häufig, offen und ehrlich begegnen

Ökumene lebe davon, dass man einander häufig, offen und ehrlich begegnet, stellte der Vorsitzende des Salzburger Ökumenischen Arbeitskreises, der Fachinspektor für evangelischen Religionsunterricht, Pfarrer Mag. Peter Pröglhöf, fest. Er gab beim Ökumenischen Empfang der Salzburger „Pro Oriente“-Sektion im Kardinal-Schwarzenberg-Haus am Freitag, 19. Jänner, anlässlich der Gebetswoche für die Einheit der Christen einen Überblick über Initiativen der fünf im Arbeitskreis zusammenarbeitenden Kirchen. So findet im Diakonie-Zentrum Salzburg regelmäßig jeden zweiten Sonntag im Monat ein Ökumenischer Gottesdienst statt. Die Stiftung „Pro Oriente“ veranstaltet mehrmals im Jahr Ökumenische Akademien zu verschiedenen aktuellen Themen. Es gibt das Angebot der ökumenischen Ehevorbereitung, Studientage und Pastoraltage zu unterschiedlichen ökumenischen Themen.

 

Man sollte die Ökumene nicht krank reden, nicht von Eiszeit oder gar Stillstand reden, forderte Erzbischof Alois Kothgasser beim Empfang. „Was früher völlig undenkbar war, ist heute selbstverständlich geworden: Man betet miteinander, man arbeitet zusammen, man betrachtet einander als Schwestern und Brüder und nicht mehr als Feinde oder Konkurrenten“, erklärte Kothgasser.

 

Ökumenischer Studientag in Salzburg: Eucharistische Gastfreundschaft

 

„Eucharistische Gastfreundschaft“ war das Thema des Ökumenischen Studientags am Mittwoch, 17. Jänner, in Salzburg, zu dem die Salzburger Professoren Gregor Hoff und Josef Außermair mit dem Ökumenischen Arbeitskreis Salzburg ebenfalls im Rahmen der ökumenischen Gebetswoche eingeladen hatten. An dem Studientag nahmen u.a. auch die evangelische Superintendentin Luise Müller, Erzbischof Kothgasser, der rumänisch-orthodoxe Erzpriester Dumitru Viezuianu sowie weitere Vertreter christlicher Kirchen teil.

 

Der evangelische Oberkirchenrat Michael Bünker referierte über die evangelische Perspektive der „eucharistischen Gastfreundschaft“. Anhand der Thesen „Abendmahlsgemeinschaft ist möglich“, die von den ökumenischen Instituten in Straßburg, Bensheim und Tübingen erstellt wurden, seien „in fachkundigen Statements und in einer äußerst konstruktiven Gesprächsatmosphäre“ wichtige Grundlagen für den Zusammenhang von Eucharistie und Kirche herausgestellt worden, betonten Hoff und Außermair. Trotz des gemeinsamen Bandes der Taufe und eines im zentralen Gehalt gemeinsamen Eucharistieverständnisses wurde auf Grund der „noch ungelösten Amtsfrage“ eine gemeinsame Abendmahlsfeier als „derzeit nicht möglich“ bezeichnet.

 

ISSN 2222-2464

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