04.06.2010

Mödlinger Nitsch-Ausstellung im Rahmen des Evangelischen Kirchentages eröffnet

Bilder zum Thema "Auferstehung" aus der Sammlung Essl - Karlheinz Essl: Künstler als Seismografen der Gesellschaft

Bilder zum Thema „Auferstehung“ aus der Sammlung Essl – Karlheinz Essl: Künstler als Seismografen der Gesellschaft

Mödling (epd Ö) – Werke von Hermann Nitsch zum Thema „Auferstehung“ zeigt eine Ausstellung im Karner neben der römisch-katholischen Pfarrkirche St. Othmar in Mödling. Eröffnet wurde die Ausstellung im Rahmen des evangelischen Kirchentages und des Gustav-Adolf-Festes der Diözese Niederösterreich am Donnerstag, 3. Juni durch Bürgermeister Hans Stefan Hintner.

Die Nitsch-Arbeiten stammen aus der Sammlung Essl in Klosterneuburg. Bei der Eröffnung bezeichnete der evangelische Unternehmer und Kunstsammler Karlheinz Essl Künstler als „Seismografen der Gesellschaft“. Zeitgenössische Künstler hielten durch ihre oft provozierenden Werke der Gesellschaft den Spiegel vor. Dadurch, so Essl, gelinge es, Themen menschlicher Existenz zur Sprache zu bringen. Wenn Betrachterinnen und Betrachter ihre Vorurteile überwinden, helfen die Arbeiten von Hermann Nitsch, „zu erkennen, was Christus gemeint hat“. Essl appellierte an die Besucherinnen und Besucher des evangelischen Kirchentages, sich auf die Werke einzulassen: „Oft ist es der zweite und der dritte Blick, der den Horizont erweitert.“ Gemeinsam mit dem evangelisch-lutherischen Bischof Michael Bünker und dem niederösterreichischen Superintendenten Paul Weiland sprach sich Essl für einen intensiven Dialog zwischen Kirche und Kunst aus. Beide Bereiche dürften „nicht auseinanderdividiert“ werden, sondern müssten „sich aufeinander ein- und einander zulassen“, so der Kunstsammler.

Die Mödlinger Ausstellung, organisiert von der Initiative „Kunst im Karner“, läuft unter dem Titel „Auferstehung – Dionysos oder Christus?“. Kein Oder sondern ein Und in der Beziehung zwischen Dionysos und Christus sieht Bischof Michael Bünker im Werk von Hermann Nitsch. Nitsch werde richtig verstanden, wenn „der ekstatische, unbändige Dionysos hineingenommen wird in die Aufstehung Christi“. Bünker, der mit Karlheinz Essl bei der Eröffnung der Ausstellung ein Gespräch über „Kunst und Kirche“ führte, äußerte Verständnis, dass die Bilder von Hermann Nitsch oft „verstören“ oder „Ekel auslösen“. Dieses „befremdliche“ Gefühl sei jedoch notwendig, um einen „Prozess der Reinigung“ zu ermöglichen.

Karlheinz Essl führte bei der Ausstellungseröffnung in das Werk von Hermann Nitsch ein. Nitsch sei einer der „ganz großen“ österreichischen Künstler und zugleich einer der kontroversiellsten. Als „barocker Katholik“ gehe Nitsch in seiner umfassenden Spiritualität jedoch weit darüber hinaus. Seine Werke seien „tief in der Existenz des Menschen verwurzelt“, nähmen Fragen des Lebens, des Todes und der Auferstehung auf und unterstrichen die „Bejahung des Lebens“, was sich auch in der Verwendung von Blut als „Lebenssaft“ ausdrücke. Essl erinnerte an die „sakralen“ Aktionen des Hermann Nitsch, der in seinen spirituellen Handlungen nahezu „wie ein Priester“ auftrete. Trotz der starken religiösen Dimension in seinem Werk dürfe Nitsch jedoch nicht als religiöser Künstler vereinnahmt werden, sagte Essl.

Superintendent Paul Weiland dankte bei der Eröffnung des Kirchentages, zu dem Besucherinnen und Besucher aus den niederösterreichischen evangelischen Pfarrgemeinden nach Mödling gekommen waren, den Verantwortlichen in der evangelischen Pfarrgemeinde, der römisch-katholischen Pfarrgemeinde, die die Kirche für den Eröffnungsgottesdienst zur Ver-fügung gestellt hatte, und vor allem der politischen Gemeinde Mödling für die umfassende Unterstützung. Dadurch werde deutlich, dass Kirchen und Gemeinde gemeinsam unterwegs sind mit der Botschaft, „dass Gott die Menschen zurecht macht für das Leben“. Die religiöse Dimension, die auch im Werk von Hermann Nitsch zum Ausdruck komme, dürfe nicht aus den Augen verloren werden, da sonst ein „Verlust der Lebensqualität“ drohe, so der Superintendent.

Die Ausstellung im Karner neben der Pfarrkirche St. Othmar ist bis 20. Juni jeweils am Samstag von 14.00 bis 19.30 Uhr und am Sonntag nach der 10-Uhr-Messe sowie von 14.00 bis 19.30 Uhr geöffnet. Nähere Informationen: www.othmar.at/kik/

ISSN 2222-2464

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