04.03.2019

„Mit Freude evangelisch“

Von Gott und der Welt: Michael Chalupka über die protestantische Minderheit

"Vor allem schützt die Erfahrung, nicht immer zur Mehrheit zu gehören, vor Arroganz und Überheblichkeit. Schon deshalb ist es schön und eine Freude, evangelisch zu sein." Foto: epd/Uschmann

Von Gott und der Welt: Michael Chalupka über die protestantische Minderheit

Wir waren immer wenige, ob in der Schulklasse oder in der Verwandtschaft. Als Evangelischer in Österreich, da kennt man das Gefühl, nicht zur Mehrheit zu gehören. Sogar im Religionsunterricht waren wir, obwohl aus allen Parallelklassen zusammengefangen, nicht berauschend viele. Wir haben uns da manchmal mit der Zusage Jesu getröstet: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mit unter ihnen.“ Dann wussten wir, wir sind nicht allein. Bundeskanzler Kurz hat es uns diese Woche wieder unter die Nase gerieben. Für 96% ändere sich ja nichts durch die Streichung des Karfreitags als Feiertag. Da war dieses Gefühl wieder, unwichtig zu sein, zu wenige, um für voll genommen zu werden.

Doch schon als Kind habe ich mich immer gefreut, zu den Wenigen zu gehören. Schließlich war Jesus bei uns, wer konnte uns da etwas anhaben. Und man lernt viel, wenn man einer Minderheit angehört. Man lernt, nicht alles für Selbstverständlich zu nehmen, um manches kämpfen zu müssen. Es schärft die Aufmerksamkeit für Probleme anderer Minderheiten. Als Protestant muss man sich nicht über den Reichtum seiner Kirche ärgern. Die ist arm, das ist gut so und macht kreativ. Macht zu haben, ist ein Fremdwort. Deswegen macht man viel gemeinsam. Vor allem aber schützt die Erfahrung, nicht immer zur Mehrheit zu gehören, vor Arroganz und Überheblichkeit. Schon deshalb ist es schön und eine Freude, evangelisch zu sein.

Michael Chalupka ist evangelischer Pfarrer und Geschäftsführer der Diakonie Bildung. Kontakt: zvpunry.punyhcxn@rinat.ng

ISSN 2222-2464

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