10.01.2002

Mission mit Siegertypen

In Deutschland findet derzeit eine umstrittene Werbekampagne für den christlichen Glauben statt.

In Deutschland findet derzeit eine umstrittene Werbekampagne für den christlichen Glauben statt.

Frankfurt a.M., 9. Jänner 2002 (epd) Sportstars und andere Prominente machen im deutschen Fernsehen, auf Plakaten und in Zeitschriften Reklame für die Missions-Broschüre „Kraft zum Leben“. So bekennt der Fußballer und FC-Bayern-Stürmer Paulo Sergio: „Meine Beziehung zu Gott lässt mich immer als Sieger dastehen“ und der Golfprofi Bernhard Langer bestätigt: „Wenn Sie in Ihrem Leben etwas vermissen, sollten Sie dieses wunderbare Buch lesen.“

Doch die aus den USA importierte Aktion ist in den Vereinigten Staaten selbst nicht unumstritten. Hinter der professionell gemachten und groß angelegten Aktion steht die konservative private DeMoss-Stiftung mit Sitz in den USA. Diese geht auf den 1979 verstorbenen reichen Versicherungsunternehmer und strenggläubigen Arthur DeMoss zurück. Laut dem seit 1947 bestehenden US-amerikanischen Verband für Religionsfreiheit „Church and State“ unterstützt die Organisation mit hohen Summen ultrarechte religiöse Gruppen, die sich radikal gegen Abtreibung, Pornografie und Homosexualität einsetzen.

Die DeMoss-Familie hat auch Verbindungen zu dem charismatischen Evangelisten Billy Graham (83), weiß der Sektenbeauftragte der Berliner evangelischen Kirche, Thomas Gandow. Nach Angaben von „Church and State“ sollen aus dem millionenschweren Stiftungsfonds aber auch Gelder an konservative Politiker und TV-Prediger wie den früheren Präsidenten der konservativen „Christlichen Koalition“, Pat Robertson (71), geflossen sein. Die Aktion „Kraft zum Leben“ soll Menschen in allen Teilen der Welt in eine persönliche Beziehung mit Gott bringen, erklärt die Zentrale in Florida gegenüber epd und betont dabei ihre uneigennützigen Absichten: „Spenden, in welcher Form auch immer, sind weder erwünscht, noch werden sie akzeptiert.“

Dieses Jahr liege ein Schwerpunkt der Mission in Deutschland, so Philip Prinz von Preußen. Auch der Theologiestudent und Ururenkel des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. setzt sich mit seinem Namen für die Initiative ein. Als Unterstützung konnten die Initiatoren in Deutschland neben Langer, Sergio und dem Prinzen von Preußen auch die Chefredakteurin von „Bild der Frau“, Andrea Zangemeister, die Kunst- und Turmspringerin Brita Baldus und den Pop-Sänger Cliff Richard als Leitfiguren gewinnen. Die Kirchen dagegen reagieren bisher verhalten auf die Glaubens-Initiative. Weder die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) noch die missionarisch orientierte Evangelische Allianz, die mehr als eine Million evangelikale Christen repräsentiert, wurden vorab über die Aktion informiert.

Das kostenlos zu beziehende Buch „Kraft zum Leben“ stammt aus der Feder des christlichen Publizisten James William (Jamie) Buckingham (1932-1992). Ein 1985 dem Magazin „Readers Digest“ beigelegter Auszug aus dem Werk soll seinen Verehrern zufolge Zehntausende zum christlichen Glauben bekehrt haben. Darauf scheinen jetzt auch die Initiatoren der Kampagne „Kraft zum Leben“ zu hoffen.

ISSN 2222-2464

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