23.03.2005

Michael Bünker: Jesus Christus stand für Bonhoeffer im Mittelpunkt

Erinnerung an den 60. Todestag

Erinnerung an den 60. Todestag

Wien (epd Ö) – „Mit der Entscheidung zum Widerstand erfolgte für Bonhoeffer (…) der Wandel vom Theologen zum Christen. Das ist kein Gegensatz, denn Bonhoeffer hat beides im wahrsten Sinn des Wortes hingebungsvoll betrieben.“ Das schreibt der lutherische Oberkirchenrat Hon.-Prof. Dr. Michael Bünker in einem Artikel in der Zeitschrift „Furche“ vom 7. April anlässlich des 60. Todestages des Theologen Dietrich Bonhoeffer, der am 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg ermordet wurde. Bünker zitiert Bonhoeffer: „Es gibt doch nun einmal Dinge, für die es sich lohnt, kompromisslos einzustehen. Und mir scheint, der Friede und soziale Gerechtigkeit, oder eigentlich Christus, sei so etwas.“

Bünker verweist darauf, dass Bonhoeffer das Christsein ganz auf Jesus Christus konzentriert gesehen habe. So habe er geschrieben: „Was mich unablässig bewegt, ist die Frage, was das Christentum oder auch, wer Christus für uns eigentlich ist.“ Dabei habe er jede Verinnerlichung und Verjenseitigung der biblischen Botschaft abgelehnt und gefordert, das Mündigwerden von Menschen und Welt durch die Aufklärung ernst zu nehmen. Gott dürfe nicht als Arbeitshypothese oder Lückenbüßer fungieren, vielmehr müsse die Theologie Gottes Unverfügbarkeit festhalten.

Kirche ist kein Selbstzweck

Für Bonhoeffer, so Bünker, ist eine Kirche, die sich mit ihrer Selbsterhaltung beschäftigt und sich um ihre Zukunft sorgt, als wäre sie ein Selbstzweck, unfähig, der Welt und den Menschen das versöhnende und erlösende Wort zu verkünden. Schon am 15. April, wenige Tage nach dem Boykott jüdischer Geschäfte und der Einführung des so genannten „Arierparagraphen“, habe Bonhoeffer geschrieben: „Die Kirche ist den Opfern jeder Gesellschaftsordnung in unbedingter Weise verpflichtet, auch wenn sie nicht der christlichen Gemeinde zugehören.“ Es könne zur Aufgabe der Kirche werden, „nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen.“

ISSN 2222-2464

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