11.05.2011

Mauthausen-Gedenken: Einsatz gegen Rassismus

Ökumenischer Gottesdienst im ehemaligen NS-Konzentrationslager

Rund 7000 Personen nahmen an der Befreiungsfeier im ehemaligen KZ Mauthausen teil, darunter auch Überlebende. Foto: MKÖ

Ökumenischer Gottesdienst im ehemaligen NS-Konzentrationslager

Linz (epd Ö) – Mit einem ökumenischen Gottesdienst ist am Sonntagvormittag das diesjährige Mauthausen-Gedenken im ehemaligen NS-Konzentrationslager eröffnet worden. Liturgisch gestaltete den Gottesdienst beim jüdischen Denkmal der Linzer römisch-katholische Altbischof Maximilian Aichern. Der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld rief in seiner Predigt zu mehr Zivilcourage und zum verstärkten Einsatz gegen Intoleranz, Ausgrenzung und Rassismus auf. Es gelte „zu protestieren und die Stimme zu erheben für die Menschen, die heute Unrecht erleiden, die gefangen sind, unterdrückt und verfolgt werden, aber auch für jene, die rassistischer Hetze und der Willkür der Behörden ausgesetzt sind“.

Mit dem Gedenken an die Opfer von Mauthausen könne diesen ein Stück ihrer Menschenwürde zurückgeben werden, so Hennefeld weiter. Zugleich sei dies auch eine Chance, „sensibler zu werden den Nachkommen der Opfer und ihren Ängsten gegenüber“. Hennefeld: „Wir wollen den Netzwerken des Terrors Netzwerke der Menschlichkeit entgegensetzen. Um wie viel mehr ist das geboten in einer Zeit, in der wir nicht um Leib und Leben fürchten müssen, aber Leib und Leben anderer vielleicht retten können.“

Christen seien verpflichtet, ein besonderes Augenmerk zu haben auf die Schwachen, Armen und Schutzlosen. „Wir sollen hinschauen, was Menschen droht, wenn sie heute aus unserem Land abgeschoben werden“, erklärte der reformierte Landessuperintendent. Auch in der Demokratie sei die Bewahrung der Menschenwürde keine Selbstverständlichkeit, warnte Hennefeld und verwies auf die weitere Verschärfung des Asyl- und Fremdenrechts: „So müssen wir aufschreien, wenn die Menschenwürde verletzt wird, wenn Menschen ausgeliefert werden und sie im äußersten Fall Gefängnis, Folter oder gar Tod in ihrer Heimat erwarten.“ Das Gedenken in Mauthausen mahne zudem auch zum Widerstand und zur Bekämpfung aller Tendenzen der „Verharmlosung und Verdrehung der Geschichte“, unterstrich der Landessuperintendent. Es sei für ihn „skandalös“, so Hennefeld, dass an einem Tag wie heute ein von einer rechtsextremen Burschenschaft organisiertes Totengedenken am Wiener Heldenplatz stattfinden könne.

Die Gedenkfeier zur Befreiung des NS-Konzentrationslagers Mauthausen stand heuer unter dem Schwerpunkt „Netzwerk des Terrors“. Die Nationalsozialisten hätten in ihrer nur zwölf Jahre währenden Herrschaft Europa mit einem engmaschigen Netzwerk des Terrors überzogen, um ihre Diktatur des Hasses und des Rassenwahns zu festigen, sagte Willi Mernyi, der Vorsitzende des Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ). Dieses Netzwerk habe aber nur deshalb funktionieren können, „weil es auch ein informelles Netzwerk von Mitläufern und Mittätern gab“. Die Beschäftigung mit diesem Aspekt „führt uns unweigerlich zur Frage von Zivilcourage und zur Frage von Engagement gegen rechtsextreme Netzwerke“, betonte Mernyi.

Das offizielle Österreich war bei der Feier unter anderem durch Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, den oberösterreichischen Landeshauptmann Josef Pühringer, Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und Integrations-Staatssekretär Sebastian Kurz vertreten. An dem rund zweistündigen Gedenkzug über den Appellplatz beteiligten sich auch Delegationen aus zahlreichen Ländern. Rund 7000 Personen nahmen nach Behördenangaben insgesamt am Gedenken teil; darunter sehr viele Jugendliche.

ISSN 2222-2464

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