05.10.2016

Lars Müller-Marienburg: „Angst vor Vielfalt nehmen“

Neuer NÖ-Superintendent wünscht sich „fromme und freie Kirche“

„Vielfalt prägt unsere Evangelische Kirche. Vielfalt wird aber immer mehr auch ein Thema in unserer Gesellschaft werden", ist der neue niederösterreichische Superintendent Lars Müller-Marienburg (Mitte) überzeugt. Im Bild bei seiner ersten Pressekonferenz, begleitet von Superintendentialkuratorin Gisela Malekpour und Bischof Michael Bünker. Foto: epd/Uschmann

Neuer NÖ-Superintendent wünscht sich „fromme und freie Kirche“

St. Pölten (epdÖ) – „Ich möchte das gute Miteinander in Niederösterreich pflegen. Ich möchte, dass wir einander ernst nehmen und voneinander lernen, damit die Evangelische Kirche in Niederösterreich als fromme und freie Kirche sichtbar wird“, erklärte der neue niederösterreichische Superintendent Lars Müller-Marienburg bei seiner Antrittspressekonferenz am 5. Oktober in St. Pölten.

Kirche sei weder Selbstzweck noch sei sie ein Traditionsverein. „Vielfalt prägt unsere Evangelische Kirche. Vielfalt wird aber immer mehr auch ein Thema in unserer Gesellschaft werden. Ich sehe es als unsere Aufgabe an, anderen die Angst vor Vielfalt zu nehmen. Und wir wollen gemeinsam mit anderen Minderheiten und Religionen einen Beitrag zum Frieden und zu einem guten Miteinander in der Gesellschaft leisten“, so Müller-Marienburg.

Der neue Superintendent, 1977 in Ansbach (Deutschland) geboren und seit 2010 Pfarrer in Innsbruck, würdigte vor den Medienvertretern die Arbeit seines Vorgängers Paul Weiland, der im August 2015 überraschend verstorben ist. „Ich möchte das gute Miteinander pflegen und fortsetzen, das in den Jahren von Superintendent Paul Weiland in Niederösterreich innerkirchlich selbstverständlich geworden ist.“ Aus Sicht Müller-Marienburgs geschehe Kirchenleitung durch Kommunikation und in demokratisch gewählten Gremien. Als Superintendent möchte er den Ton und die Grundhaltung der Kirche beeinflussen, er verstehe sich aber als „eine gleichberechtigte Stimme unter mehreren Stimmen“. Genauso wie sein Vorgänger will Müller-Marienburg aber nicht nur innerkirchlich wirken, sondern auch die Kontakte zum öffentlichen Leben pflegen. „Es ist ein hohes Gut, dass die Kirchen in Niederösterreich wertgeschätzt werden und ins öffentliche Leben so gut eingebettet sind“, ist der neue Superintendent überzeugt.

„In der Evangelischen Kirche werden alle Ämter durch demokratische Wahlverfahren besetzt“, erinnerte Bischof Michael Bünker bei der Pressekonferenz in St. Pölten. „Kirchliche Ämter begründen aber keine Hierarchie, vielmehr ist auch der Superintendent wie der Bischof ein Pfarrer, der aber einen speziellen Aufgabenbereich hat“, betonte Bünker. Aus diesem Grund werde der neue Superintendent in sein Amt eingeführt, aber nicht geweiht. Der Bischof zeigte sich dankbar, dass Müller-Marienburg in der Diözese auf viel Positivem aufbauen kann. Ehrenamtliche und Hauptamtliche, aber auch Müller-Marienburgs Vorgänger Paul Weiland hätten dazu beigetragen, dass die Diözese Niederösterreich gut dastehe. Jetzt gelte es, eigene Akzente der Amtsführung zu setzen, sagte Bünker in Richtung Müller-Marienburg.

Als Superintendent stehe Lars Müller-Marienburg vor den gleichen Herausforderungen, vor denen auch alle anderen Kirchen stehen: Globalisierung, Migration und Klimawandel, erklärte Bünker. Die Kirche kenne die Not der Menschen vor Ort, aber auch weltweit. „Bei sozialen Fragen wie auch beim Thema Migration bezieht die Kirche klar Stellung und erhebt ihre Stimme für jene, die keine eigene Stimme haben“, so Bünker. Der Bischof erinnerte in dem Zusammenhang auch an die Partnerschaft der Diözese Niederösterreich mit einer Diözese der Presbyterial Church of Ghana.

„Wir sind unheimlich glücklich, Lars Müller-Marienburg als neuen Superintendenten der Diözese Niederösterreich begrüßen zu dürfen“, sagte Superintendentialkuratorin Gisela Malekpour. Gemeinsam mit dem Superintendentialausschuss der Diözese leitete Malekpour seit dem Tod von Paul Weiland die Superintendentur. „Wir haben weitergeführt, was Paul Weiland aufgebaut hat, und haben dem neuen Superintendenten ein wohlbestelltes Haus übergeben. Auch für das Jubiläumsjahr 2017 mussten wir viel vorbereiten, das haben wir aber gut geschafft“, berichtete Malekpour. Im kommenden Jahr gibt es ein umfangreiches Programm, mit dem die Diözese 500 Jahre Reformation feiert. So werde etwa St. Pölten und Waidhofen an der Ybbs als Reformationsstädten besondere Bedeutung zukommen. „Das Jubiläumsjahr soll aber keine historische Nabelschau werden“, unterstrich Malekpour. „Es geht darum, zu zeigen, was Evangelischsein heute bedeutet. Wir wollen durch unsere Art, wie wir in der Gesellschaft auftreten und uns einbringen, Evangelischsein wirklich sichtbar machen.“

Lars Müller-Marienburg ist seit 1. September 2016 Superintendent der Diözese Niederösterreich, zu der rund 40.000 Evangelische in 28 Pfarrgemeinden gehören. Die Amtseinführung des neuen Superintendenten findet am 15. Oktober um 15 Uhr in der evangelischen Kirche in Wiener Neustadt statt.

ISSN 2222-2464

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