24.08.2010

Landesbischöfin verteidigt „Lutherzwerge“

Nach Kritik hat sich Ilse Junkermann nun hinter die umstrittene Kunstaktion gestellt

800 Luther-Figuren auf dem Wittenberger Marktplatz

Nach Kritik hat sich Ilse Junkermann nun hinter die umstrittene Kunstaktion gestellt

Leipzig (epd Ö) – Die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann (Magdeburg), hat die umstrittene Installation der „Lutherzwerge“ in Wittenberg verteidigt. Seit dem 12. August zieren für einen Monat 800 bunte Nachbildungen des Reformators den Marktplatz der Stadt. Sie sollen auf das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 hinweisen und als „Botschafter“ die Lehre von Martin Luther (1483-1546) „in die Welt tragen“, hieß es von den Organisatoren. Nach Kritik auch aus der Kirche sagte Junkermann der „Leipziger Volkszeitung“: „Luther gehört in den Alltag, daran sollen und werden die Figuren erinnern. Sie können ein Stachel sein, wenn wir die reformatorischen Ideen von vor 500 Jahren auf die Realität heute prallen lassen. Ich werde einen blauen, roten oder grünen Plaste-Luther immer als Störfaktor verstehen – aber genau das ist gewollt.“ Der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer hatte die Figuren als „einfach nur peinlich“ bezeichnet.

 

Luther wollte nicht auf einem Sockel stehen

 

Junkermann wies die Kritik zurück. Luther hätte sich heftig dagegen verwahrt, auf einen Sockel gestellt zu werden, sagte sie im Hinblick auf das Originalbild, das seit Anfang des Jahres restauriert wird. Sie finde es gut und ganz im Sinne Luthers, dass er nun „vom Sockel geholt wird“. Dem Künstler Ottmar Hörl sei mit den Mini-Figuren eine Skulptur des Diskurses gelungen. „Und das tut auch dem eigenen theologischen Nachdenken gut.“ Zudem erhofft sich Junkermann von der Kunstaktion einen zusätzlichen Werbeeffekt für die Reformationsdekade. „Wenn die 800 Luther-Botschafter im September auf Reise in andere Städte, aber auch in andere Wohnungen gehen, werden sie die Botschaft der Reformation mitnehmen.“ Ein theologischer Anspruch sei mit dem Kunstwerk allerdings nicht verbunden. „Kunst ist keine Theologie. Ich empfinde es als Bereicherung, wenn ein Künstler sich heute mit Theologie auseinandersetzt.“ Hörl sei es gelungen, mit seinen Luther-Figuren bei den Menschen ganz verschiedene Assoziationen zu wecken. „Diese Figuren haben die Größe eines Kindes. Luther hat daran erinnert, dass wir alle Kinder Gottes sind.“

 

Nach dem Abbau der Figuren am 12. September sollen sie für 250 Euro pro Stück verkauft werden.

ISSN 2222-2464

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