30.11.2021

Ladenöffnung am vierten Adventsonntag für Wiener Superintendent Geist „völlig unverständlich“

„Kniefall vor dem Handel“

Was es brauche sei “ein gesundes soziales System, das Menschen in ihrer Existenz absichert – und keinen florierenden Handel", so Superintendent Geist. Foto: pixabay

„Kniefall vor dem Handel“

Wien (epdÖ) – Für „völlig unverständlich“ hält der Wiener evangelische Superintendent Matthias Geist die Öffnung des Handels am Sonntag, 19. Dezember: „Genau in diesen Jahren der Pandemie sollte uns unsere Luxus- und Wohlstandsgesellschaft deutlich zu denken geben, was wir tatsächlich brauchen und wohin sich auch wirtschaftliche Interessen verlagern sollten“, betont Geist, der die Evangelische Kirche in der Allianz für den freien Sonntag vertritt, gegenüber dem Evangelischen Pressedienst für Österreich. Was es brauche sei „ein gesundes soziales System, das Menschen in ihrer Existenz absichert – und keinen florierenden Handel; eine Begleitung von seelischem Befinden jeglicher Art – und kein Zudecken mit Materiellem; und eine Wirtschaft im Dienst des Lebens und der Nachhaltigkeit – und kein Verzwecken von menschlicher Arbeitskraft gegen die Interessen von Familien und derjenigen, die Advent als Zeit der Besinnung und Neuorientierung begreifen“. Der Wiener Superintendent spricht von einem “Kniefall” vor dem Handel.

Am Dienstag, 30. November, war bekannt geworden, dass sich die Sozialpartner auf eine Ladenöffnung am 19. Dezember geeinigt haben. Aufgrund des Lockdowns fallen drei traditionelle Einkaufssamstage und der 8. Dezember für den Handel weg. Durch den offenen Sonntag wolle man einen Teil des verlorenen Umsatzes gutmachen. Beschäftigte, die sich freiwillig für diesen Tag melden, verdienen das Doppelte und bekommen einen extra freien Tag. Die Regelung gilt nicht für Supermärkte und Drogerien, die auch derzeit im Lockdown offen haben dürfen.

Voraussetzung ist, dass die Pandemiesituation eine Öffnung zulässt. Profitieren sollen etwa Modehändler, Elektrogeschäfte, Spielzeugläden sowie Möbel- oder Buchhandel. „Die Möglichkeit der einmaligen Öffnung betrifft ausschließlich jene Geschäftsstellen, die während der Zeit des Lockdowns geschlossen haben“, stellte die Gewerkschaft klar. „Mit dieser Sonderlösung könnte es gelingen, den wirtschaftlichen Schaden für den österreichischen Handel einzugrenzen“, hofft Handelsobmann Rainer Trefelik.

Ein Türöffner für die generelle Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten soll der Ausnahmesonntag nicht werden. „Klar ist für uns, dass wir weiterhin eine Öffnung des Handels am Sonntag abseits einer möglichen Ausnahmeregelung für den 19.12. strikt ablehnen“, so Martin Müllauer, Vorsitzender des Wirtschaftsbereiches Handel in der Gewerkschaft GPA.

ISSN 2222-2464

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