05.03.2008

Kropf: Merkwürdige Erstarrung und passive Haltung

Der Linzer Sozialhistoriker sprach bei der Evangelischen Woche über "Evangelische Kirche in Österreich und Nationalsozialismus"

Der Linzer Sozialhistoriker sprach bei der Evangelischen Woche über „Evangelische Kirche in Österreich und Nationalsozialismus“

Wien, 5. März 2008 (epd Ö) „Die evangelische Kirche war in ihren Möglichkeiten, Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu leisten, durch die Auffassung von christlicher Obrigkeit gehemmt“, sagte Univ.-Prof. Dr. Rudolf Kropf von der Johannes-Kepler-Universität Linz in seinem Vortrag „Evangelische Kirche in Österreich und Nationalsozialismus“ am Dienstag, 4. März, in Wien. Der Sozialhistoriker, der im Rahmen der Evangelischen Woche sprach, betonte, dass die Evangelischen in einer merkwürdigen Erstarrung, passiven Haltung und Resignation verharrten: „Widerstand fand nur in vereinzelten Fällen statt“. Auch die Bischöfe hätten sich „nur allmählich zu einer unparteiischen Nüchternheit durchgerungen“. Dr. Hans Eder, Bischof von 1940 bis 1944, sei zunächst „Mitträger der NS-Bewegung gewesen. Er gewann nur teilweise die Einsicht, dass die Herrschaft der Nationalsozialisten kaum in die göttliche Schöpfungsordnung eingepasst werden kann.“ Eder hatte 1938 anlässlich des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich Adolf Hitler als „das Werkzeug in der Hand des Allmächtigen“ begrüßt. Auch erreichte der Kirchenkampf, der in Deutschland zwischen den „Deutschen Christen“ und der „Bekennenden Kirche“ ausgetragen wurde, in Österreich „bei weitem nicht die Bedeutung wie im Deutschen Reich“. In Österreich trat die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Wien für eine „arische Theologie“ ein.

Vereinzelter Widerstand

Trotz allem sei es „wichtig festzuhalten, dass einige evangelische Christen und Pfarrer wie etwa Jakob Ernst Koch aus Ramsau im Geheimen oder mutig öffentlich Widerstand gegen das „Dritte Reich“ leisteten. Kropf verwies auf den Kirchenhistoriker Dr. Gustav Reingrabner, dem zufolge es ganz wenigen in der Kirche überlassen blieb, tatsächlich Widerstand geleistet zu haben oder wenigstens jenen beigestanden zu haben, die gegen das Regime Widerstand leisteten. Der Referent zitierte Reingrabner: „Die Mehrzahl der Verantwortlichen war auf dem Standpunkt gelandet, dass man diese Epoche, so wie einst die Gegenreformation, eben abwarten und überstehen müsse.“

ISSN 2222-2464

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