25.09.2021

Krone der Schöpfung

Michael Chalupka über ein biblisches Missverständnis

"Schaut man sich die biblische Erzählung von der Schöpfung genau an, dann steht da nichts davon, dass der Mensch die Krone der Schöpfung ist." Foto: pixabay

Michael Chalupka über ein biblisches Missverständnis

Vielleicht fängt ja alles mit einem Missverständnis an, weil wir gedacht haben, der Mensch sei die Krone der Schöpfung. Schon in den Psalmen heißt es: „Du hast den Menschen wenig niedriger gemacht denn Gott. Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk; alles hast du unter seine Füße getan.“ Zuletzt geschaffen, nach den Pflanzen und Tieren, scheint der Mensch als Herrscher über die Natur eingesetzt.

Nachdem Menschen über Jahrtausende der Natur, Raum abgetrotzt hatten, um ihn zu bebauen und zu besiedeln und aus Natur-, Kulturlandschaft zu machen, habe wir es durch die Industrialisierung geschafft, die Natur nachhaltig zu beeinflussen und zu schädigen. Daran mussten uns gestern die Jungen, denen wir Älteren eine ramponierte Erde zurücklassen, beim Klimastreik wieder erinnern.

Schaut man sich aber die biblische Erzählung von der Schöpfung genau an, dann steht da nichts davon, dass der Mensch die Krone der Schöpfung ist. Der Mensch wird gemeinsam mit den Tieren am sechsten Tag geschaffen. Ihren krönenden Abschluss findet die Schöpfung erst am siebenten Tag. An dem Tag, an dem Gott ruhte. Gott vollendete am siebenten Tag seine Werke und ruhte am siebenten Tag von all seinen Werken. Die Krone der Schöpfung ist also die Ruhe, die Freude an dem Geschaffenen, den Pflanzen und Bäumen, den Tieren und den Menschen. Deshalb ist dieser Tag der Ruhe auch gesegnet und heilig, denn in ihm steckt viel Kraft.

ISSN 2222-2464

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