29.09.2010

Körtner verteidigt gemeinsame Leitung der Abteilungen Wissenschaft und Religion im ORF-Fernsehen

"Die Alternative 'Wissenschaft gegen Glaube' ist schief"

„Die Alternative ‚Wissenschaft gegen Glaube‘ ist schief“

Wien (epd Ö) – Zur Kritik einiger Wissenschaftler und Journalisten an der neu installierten gemeinsamen Leitung der Abteilungen Wissenschaft und Religion im ORF-Fernsehen hat der evangelische Theologe Ulrich Körtner Stellung genommen. In einem Gastkommentar in der Zeitung „Die Presse“ vom 29. September stellt Körtner, der Vorstand des Instituts für Systematische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät sowie des Instituts für Ethik und Recht in der Medizin an der Universität Wien ist, grundsätzlich fest: „Die Alternative ‚Wissenschaft gegen Glaube‘ ist schief, zumal es ‚die‘ Wissenschaft nicht gibt. Sie unterschlägt die seit der Aufklärung grundlegende Unterscheidung zwischen Religion und Theologie als deren wissenschaftlicher Reflexion.“

Der Religionsjournalismus des ORF in Rundfunk und Fernsehen genieße, so der Theologieprofessor, international hohes Ansehen: „Was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liefern, ist kein frommer Kirchenfunk, sondern kritischer Journalismus über die Welt der Religionen und des Religiösen in all seinen Ausprägungen, auch in seinen Ambivalenzen und Pathologien.“

Den Befürchtungen der Wissenschaftler, „die Abteilung Wissenschaft beim ORF könnte nun von der Abteilung Religion geschluckt und an die Kandare des Stephansplatzes oder gar des Vatikans genommen werden“, hält Körtner entgegen: „Man könnte die aktuelle Personalentscheidung des ORF nämlich auch ganz anders als der Mainstream der Kritiker deuten: als Einstieg in eine Entwicklung, die mittelfristig auf eine Fusion hinauslaufen könnte, bei der keineswegs die Wissenschaft zur Magd der Religion würde, sondern im Gegenteil die Religionsberichterstattung marginalisiert wird, wie es in anderen deutschsprachigen Sendern längst der Fall ist. “

Für Körtner bleibt „zu wünschen und zu hoffen, dass der Qualitätsjournalismus des ORF auf dem Gebiet der Religionsberichterstattung auch künftig seinen Platz behaupten kann.“ Dagegen sei die wissenschaftliche Berichterstattung des ORF „verbesserungsbedürftig“. Es könnte sein, so der Theologe, dass sie durch den gemeinsamen Leiter der beiden Abteilungen, Gerhard Klein, dessen fachliche Kompetenz allgemein anerkannt werde, „sogar besser wird“.

ISSN 2222-2464

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