09.11.2016

Koch: Nächstenliebe verbindet über alle Grenzen

Ökumenischer Gottesdienst in Rust

Spiritueller Höhepunkt der gemeinsamen Begegnung war ein ökumenischer Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Rust. Foto: epd/Uschmann

Ökumenischer Gottesdienst in Rust

Eisenstadt (epdÖ) – Die Bibel hat knapp 500 Jahre nach der Reformation für die Römisch-katholische Kirche und die Evangelischen Kirchen zentrale Bedeutung. „Das Wort Gottes verbindet uns“, sagte Kardinal Christoph Schönborn an den evangelisch-lutherischen Bischof Michael Bünker gerichtet bei einem ökumenischen Empfang am Dienstagabend in der Freistadt Rust. Als Zeichen dieser Verbundenheit überreichten die Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenz bzw. des evangelischen Oberkirchenrates einander die jüngst revidierten Ausgaben der Luther-Bibel bzw. der Einheitsübersetzung.

Spiritueller Höhepunkt der erstmaligen katholisch-evangelischen Begegnung im Rahmen einer Vollversammlung der Bischofskonferenz war ein ökumenischer Gottesdienst am Dienstagabend in der evangelischen Kirche in Rust. Der burgenländische Superintendent Manfred Koch betonte in seiner Predigt, dass das Evangelium die Christen über alle Konfessionen hinaus verbinde. Aus dem anfänglichen Gegeneinander von Katholiken und Protestanten sei ein Nebeneinander und schließlich ein Miteinander geworden, und er hoffe auf ein künftiges Füreinander, so der Superintendent.

Er erinnerte an die große Hilfsbereitschaft der Burgenländer, Katholiken wie Evangelische, in den Jahren 1956, 1989 und 2015, als die Solidarität sehr vieler anderen Menschen in Not und auf der Flucht gegolten hatte. Die Liebe Gottes zu den Menschen gebe den Christen die Kraft zur Nächstenliebe über alle Grenzen hinweg. Wenn sich die Kirchen auf diese Liebe Gottes einließen und so Christus immer näher kämen, würden sie auch noch näher zueinander finden, zeigte sich Koch überzeugt.

Kriterien für Weg zur vollen Einheit

Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics nannte am Beginn der ökumenischen Feier fünf Kriterien, damit künftig der „Weg der Kirchen vom Konflikt zur Gemeinschaft und zur vollen Einheit“ verlaufen könne. Grundlegend dafür sei, dass alles „mit einer Perspektive der Einheit und nicht der Spaltung“ beginnen müsse. Die gegenseitige Veränderung müsse „in der Begegnung und im glaubhaften christlichen Zeugnis“ geschehen. Zudem müsse „der Imperativ einer sichtbaren Einheit“ vorherrschen, die ihrerseits „auf der Wiederentdeckung der Kraft des Evangeliums“ fußt. So erst könne schließlich die Verkündigung und der Dienst an der Welt ein „gemeinsames Zeugnis für Gottes Gnade sein“.

Der Gottesdienst in Rust trug der kulturellen Pluralität des Burgenlands Rechnung und wurde auf Deutsch, Ungarisch, Kroatisch und Romanes abgehalten. Für die musikalische Gestaltung sorgten das Haydnquartett und Diözesankantorin Mareen Osterloh. Die Landespolitik war an erster Stelle durch Landeshauptmann Hans Niessl vertreten.

Am Mittwoch tauschten sich KirchenvertreterInnen im Rahmen eines Studientages über das Kirchenverständnis aus. Die evangelische Theologin und frühere Superintendentin Luise Müller sowie der römisch-katholische Theologe Józef Niewiadomski schilderten, wie ihre Konfession von der jeweils anderen gesehen wird. Bereiche gelungener Ökumene stellten Michael Chalupka (Diakonie) und Michael Landau (Caritas) vor, Oberkirchenrat Karl Schiefermair und Andrea Pinz vom Schulamt der Erzdiözese sprachen über das ökumenische Erfolgsmodell der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH), Pfarrerin Esther Handschin und Kirchenmusiker Franz Karl Praßl zu ökumenischen Verbindungen in Kirchenliedern.

Weitere Bilder von der gemeinsamen Begegnung finden Sie hier.

Bilder vom Gottesdienst unter foto.evang.at

ISSN 2222-2464

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