21.09.2001

Knoll: Der Nächste ist immer der ganz Andere

80 Jahre Burgenland - Offizielle Feiern im Zeichen des Gedenkens an die Terroropfer

80 Jahre Burgenland – Offizielle Feiern im Zeichen des Gedenkens an die Terroropfer

Eisenstadt, 20. September 2001 (epd Ö) Mit einem ökumenischen Gottesdienst und einer Festsitzung des Landtags beging am vergangen Sonntag das Burgenland die offiziellen Feierlichkeiten anlässlich seines 80-jährigen Bestehens. Die Feiern standen ganz im Zeichen des Gedenkens an die Terroranschläge in den USA. Das Unterhaltungsprogramm wurde abgesagt.

„Der Mensch bleibt immer erst unterwegs im Mensch-Werden“, sagte die burgenländische Superintendentin Mag Gertraud Knoll in ihrer Ansprache im ökumenischen Gottesdienst, den Knoll gemeinsam mit dem römisch-katholischen Diözesanbischof Dr. Paul Iby gestaltete. „Mit allem, was wir reden, tun und denken, wo wir hinschauen wollen oder lieber die Augen zumachen, bezeugen wir, welchen Geistes Kind wir sind“, sagte Knoll. Der Nächste sei immer der „ganz Andere“, der Fremde, der Schwache, der Mensch in Not.

Zur aktuellen Situation des Burgenlandes meinte die Superintendentin, aus dem wirtschaftlichen Schlusslicht unter Österreichs Bundesländern sei nicht nur ein selbstbewusster Partner in Österreich, sondern ein angesehener europäischer Partner geworden. Mit dem reichen Erfahrungsschatz als Grenzland sei in den Menschen eine besondere Sensibilität für die unverzichtbare Bedeutung von Gemeinwohl und Solidarität gewachsen, „eine klare Absage an das gegenseitige gemein sein“, zugleich eine „wunderbare Ansage für den zukünftigen burgenländischen Weg“.

Für den römisch-katholischen Diözesanbischof Dr. Paul Iby sind „der Glaube an Gott und die Pflege des religiösen Lebens die Quellen, aus denen die Menschen dieser Region immer wieder Kraft schöpften, um mit den Problemen des Lebens fertig zu werden und um mit Optimismus ihr Leben zu gestalten.“

Trotz des Schocks über die „ungeahnt wirkliche Möglichkeit des Bösen“ dürften Christinnen und Christen nicht aufhören, das Wort der Versöhnung zu predigen und an dem Frieden aus Gerechtigkeit zu arbeiten, forderte Superintendentin Knoll. Seit der furchtbaren Katastrophe in New York müsse völlig neu über die sogenannte Machbarkeit des Lebens nachgedacht werden. Die neue globale Militarisierung und Atomisierung habe keineswegs mehr Sicherheit, sondern höchstens mehr Angst gebracht.

ISSN 2222-2464

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