07.02.2007

Klimawandel – Österreichs Religionsgemeinschaften fordern Maßnahmen

„Appell an die Politiker der Republik Österreich“

„Appell an die Politiker der Republik Österreich“

Wien (epd Ö) – Die Kirchen und Religionsgemeinschaften in Österreich fordern Maßnahmen gegen den Klimawandel. In einem gemeinsamen „Appell an die Politiker der Republik Österreich“ heißt es, die fortschreitende globale Klimaerwärmung und die damit verbundenen Auswirkungen für die Umwelt treffen alle Menschen „sowie alle Geschöpfe mit uns“. Die Verantwortung für die Schöpfung sei ein allen Weltreligionen gemeinsames, wesentliches Element ihres Glaubensvollzuges. Deshalb richte man an die Politik die Forderung, „die für die notwendige Energiewende unabdingbaren gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen“. Getragen wurde der am Donnerstag, 1. Februar, bei einer Pressekonferenz in Wien veröffentlichte Appell von der römisch-katholischen, der evangelischen und den orthodoxen Kirchen in Österreich, von der Islamischen Glaubensgemeinschaft sowie von Buddhisten und Bahai.

 

Der Wiener Weihbischof Franz Scharl betonte, die Bewahrung der Schöpfung müsse Anliegen aller Gläubigen sein. Die Christen wollten sich in ihrer ökologischen Verantwortung nicht als „Besserwisser“ gerieren, sondern im Hören auf andere Weltanschauungen und auf die Wissenschaft für einen anderen, nachhaltigen Lebensstil eintreten und diesen selbst pflegen. Eine Veränderung des Lebensstils gehe freilich nicht von heute auf morgen, es brauche dafür motivierende Zeichen. Ein solches Zeichen für das Wahrnehmen der Schöpfungsverantwortung soll – wie der evangelische Pfarrer und Umweltbeauftragte der Diözese Wien, Michael Meyer, hinwies – das Abschalten möglichst vieler Strom verbrauchender Geräte sein, zu dem die Kirchen für vergangenen Donnerstagabend aufgerufen hatten.

 

Bewusstseinserweiterung

 

Bei der Klimaveränderung handle es sich um eine wissenschaftlich bewiesene Tatsache, unterstrich der Grazer Biotechnologe Prof. Anton Moser. Schuld daran trage der Mensch. Der Versuch, derart globale Bedrohungen allein durch Technik zu lösen, sei zu oberflächlich. Vielmehr ginge es um die Bewusstseinserweiterung der Menschen aller Kulturen und Religionen in Richtung einer stärkeren Verbundenheit mit der Natur. Fritz Binder-Krieglstein, Energie-Experte und Geschäftsführer von „Renewable Energies Consulting“, wies darauf hin, dass das Problem der Erderwärmung besonders auch Österreich treffe. Die Temperatur in Österreich sei in den letzten 150 Jahren um 1,8 Grad Celsius gestiegen, dies liege deutlich über dem weltweiten Durchschnitt von 0,8 Grad Steigerung. Auch in anderer Hinsicht gilt laut Binder-Krieglstein: „Österreich ist kein Umweltmusterland mehr.“ Lösungen lägen in einer Doppelstrategie von Energieeinsparen und Umstieg auf erneuerbare Energien. Eine Senkung des Energieverbrauchs bei Strom, Wärme und Gas um 50 Prozent und mehr sei technisch ohne weiteres möglich, die Hindernisse lägen vor allem im mangelnden Bewusstsein.

 

Laut der Ökologiebeauftragten der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Gülmihri Aytac, steht die gesamte Menschheit vor einem enormen Umweltproblem, für dessen Bewältigung gemeinsame Strategien aller Religionen erforderlich seien. Die von Gott in seiner Schöpfung gestiftete Lebensordnung sei durch den Menschen aus dem Gleichgewicht geraten; nun gelte es, mit Hilfe der in allen Religionen grundgelegten Ethik Bewusstsein und Verhalten im Sinn von mehr Genügsamkeit zu ändern. Der am Afro-Asiatischen Institut Wien engagierte Chemiker Hassan Salah erklärte, dass für Muslime sauberes Wasser auch eine spirituelle Bedeutung habe: Jeder Gläubige muss sich vor dem fünfmaligen täglichen Gebet rituell waschen.

 

Der Appell der Religionsgemeinschaften soll bei einem Folgetreffen von deren Vertretern noch konkretisiert werden, kündigte die Sprecherin der römisch-katholischen „Arbeitsgemeinschaft Schöpfungsverantwortung“, Isolde Schönstein, an. Danach wolle man sich um einen Termin bei Umweltminister Josef Pröll bemühen.

 

 

ISSN 2222-2464

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