23.10.2020

Kirchenvertreter fordern mit Initiative „#Fairlassen“ Schließung von Asylrückkehrzentrum Bürglkopf

Superintendent Dantine: „Wer Würde des Menschen missachtet, missachtet Gott“

„Schöpfungslob heißt auch, die Würde des Menschen zu achten. Jedes Menschen“, sagt Superintendent Olivier Dantine. Foto: epd/Uschmann

Superintendent Dantine: „Wer Würde des Menschen missachtet, missachtet Gott“

Bürglkopf/Fieberbrunn (epdÖ) – Mit einer Wanderung vor die Tore des Asylrückkehrzentrums Bürglkopf haben die Initiative „#Fairlassen“ und Vertreter der Evangelischen Kirche sowie der Römischen-Katholischen Kirche zu einer Schließung der Einrichtung aufgefordert. Das in 1.300 Metern Seehöhe gelegene Zentrum auf dem Gebiet der Gemeinde Fieberbrunn bietet seit seiner Eröffnung 2017 Anlass für Kritik, da es die Betroffenen isoliere und damit einer schweren psychischen Belastung aussetze.

Das Quartier am Bürglkopf erfülle die Kriterien für eine menschenwürdige Unterbringung von Asylwerberinnen und Asylwerbern, wie sie die Evangelische Kirche seit Jahren forderten, nicht, sagte Olivier Dantine, evangelischer Superintendent der Diözese Salzburg und Tirol, bei einer Andacht im Zuge der Wanderung: „Schöpfungslob heißt auch, die Würde des Menschen zu achten. Jedes Menschen. Und genau darum sind wir hier: Es geht uns allen hier um diese Würde. Das höchste Gut, das Gott den Menschen verliehen hat. Wer diese Würde missachtet, missachtet Gottes Ebenbild. Wer die Würde des Menschen missachtet, missachtet Gott.“ Der Dienst am Mitmenschen sei „wahrer Dienst an Gott“.

Pfarrer Alois Dürlinger, Assistent und Sprecher für Flüchtlingsfragen und Asyl des Erzbischofs von Salzburg, Franz Lackner, ergänzte: „Dieses Haus ist ein Haus der Abschottung. Hier werden Menschen an den Rand und in die Verzweiflung gedrängt. Aus diesem Grund bin ich heute hier, um ein Zeichen des Protests zu setzen und die Schließung zu fordern.“

Judith Ranftler, Sprecherin der Initiative #Fairlassen betonte: „Die Unterbringung in diesen Lagern des Bundes führt bei den Bewohnern zu einer extremen psychischen Belastung.“ Sie müssten dort zumeist viele Monate in Perspektivenlosigkeit und ohne nennenswerten Kontakt zur Zivilgesellschaft verbringen. „Ein Mehrwert für das österreichische Asylsystem ist durch diese Isolation, durch die Menschen offenbar zermürbt werden sollen, nicht erkennbar“, so Ranftler.

Das Asylrückkehrzentrum Bürglkopf

Mit der Neuordnung des Asylsystems durch die Bundesagentur für Betreuung und Unterbringung (BBU) verschärfe sich die Tendenz, AsylwerberInnen immer mehr zu isolieren, hieß es vonseiten der Initiative, der neben der Diakonie Österreich auch Caritas, Volkshilfe, SOS-Mitmensch, Amnesty International und weitere NGOs angehören. Statt Geflüchtete zügig zu den Asylverfahren zuzulassen und in Grundversorgungsquartiere zu überstellen, dauere der Aufenthalt in den Quartieren des Innenministeriums immer länger. Immer mehr Menschen landeten in großen Lagern abseits der Ballungszentren.

Das Bundesquartier am Bürglkopf – drei Stunden Fußmarsch vom nächsten Dorf entfernt – sei das extremste Beispiel. Derzeit seien dort über 80 Männer untergebracht, die teilweise auf die Rückführung in ihr Herkunftsland, teilweise aber auch erst auf einen Asylbescheid warten.

ISSN 2222-2464

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