14.02.2012

Kirchen verstärken Dialog mit Muslimen

Spitzenvertreter des ÖRKÖ mit Fuad Sanac zusammengetroffen

Im Mittelpunkt der Gespräche standen der christlich-muslimische Dialog, der Alltag der Muslime in Österreich, Fragen der Religionsfreiheit.

Spitzenvertreter des ÖRKÖ mit Fuad Sanac zusammengetroffen

Wien (epdÖ) – Die Spitzenvertreter des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) sind am Donnerstag, 8. März, mit dem Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), Fuad Sanac, zusammengetroffen. Im Mittelpunkt der Gespräche standen der christlich-muslimische Dialog, der Alltag der Muslime in Österreich, Fragen der Religionsfreiheit, aber auch ganz praktische Herausforderungen wie der Religionsunterricht und die islamische Krankenhaus- und Gefängnisseelsorge.

Die Zahl der Muslime in Österreich schätzte Sanac auf rund 350.000; an die 200.000 Gläubige seien von der Islamischen Glaubensgemeinschaft registriert. Sein Wunsch sei, dass die Imame Deutsch sprechen und in Österreich ausgebildet werden, dafür fehlten aber noch die Voraussetzungen. Sanac betonte sein Bestreben, vor allem den Jugendlichen seiner Glaubensgemeinschaft nahezubringen, dass sie sich in erster Linie mit den gesellschaftlichen Aufgaben und Herausforderungen in Österreich beschäftigen sollten und nicht mit den Problemen nahöstlicher Länder. Die Mitglieder des ÖRKÖ-Vorstands plädierten dafür, dass die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich auch zu Fragen der Religionsfreiheit und der Situation der Minoritäten in mehrheitlich islamischen Ländern öffentlich Stellung nehmen sollte.

Wie der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar und ÖRKÖ-Vorsitzende Nikolae Dura am Rande der Begegnung sagte, hoffe er künftig etwa auf eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den Religionen im Bereich des Religionsunterrichts und der Ausbildung der Religionslehrer. Auch Sanac bezeichnete den Religionsunterricht als zentrales Anliegen. Derzeit würden 60.000 SchülerInnen in ganz Österreich den muslimischen Religionsunterricht besuchen, 500 ReligionslehrerInnen seien im Einsatz, die von elf Fachinspektoren betreut würden. Es gebe einen neuen Lehrplan, derzeit würden von einem 25-köpfigen Team neue Lehrbücher für den islamischen Religionsunterricht erarbeitet.

Von christlicher Seite wurde angeregt, dass christliche PädagogikstudentInnen den islamischen Lehrplan und die Religionsbücher im Hinblick auf die Darstellung des Christentums anschauen sollten; ebenso sollten muslimische StudentInnen den christlichen Lehrplan und die Religionsbücher hinsichtlich der Präsentation des Islam analysieren.
Im Hinblick auf das 100-Jahr-Gedenken der staatlichen Anerkennung des Islam in Österreich teilte Sanac mit, dass es am 29. Juni einen Festakt im Wiener Rathaus in Anwesenheit von Bundespräsident Heinz Fischer geben werde. Auch in den Bundesländern seien mehrere Jubiläumsveranstaltungen geplant. Die Islamische Glaubensgemeinschaft strebe eine Novellierung des Islam-Gesetzes von 1912 an, betonte der IGGiÖ-Präsident. In der Novelle sollten Formulierungen aus anderen konfessionellen Gesetzen übernommen werden. Die in Österreich tatsächlich bestehende Solidarität unter den Religionsgemeinschaften sollte auch in der Öffentlichkeit stärker sichtbar werden, forderte Sanac.

ISSN 2222-2464

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