04.11.2020

Kirchen und Glaubensgemeinschaften gedenken der Terroropfer von Wien

Gedenkfeiern in Wien, Linz und Salzburg

Im Wiener Stephansdom drückten Vertreterinnen und Vertreter der Religionsgemeinschaften und der Republik ihre Betroffenheit über die Anschläge vom Vorabend aus. Foto: Erzdiözese Wien/FFFeuchtner

Gedenkfeiern in Wien, Linz und Salzburg

Wien/Linz/Salzburg (epdÖ) – Bei ökumenischen und interreligiösen Veranstaltungen in Wien, Linz und Salzburg haben die Kirchen und Religionsgemeinschaften gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Politik der Opfer des Terroranschlags in der Wiener Innenstadt gedacht. Im Wiener Stephansdom bekundeten die Teilnehmenden eines Gedenk- und Trauergottesdiensts am Abend des Dienstag, 2. November, ihre Verbundenheit mit den Betroffenen, aber auch untereinander. Den Gottesdienst feierten der römisch-katholische Kardinal Christoph Schönborn, der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka, der orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis, der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Ümit Vural, sowie die Vizepräsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Claudia Prutscher. Die Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen und Religionen sprachen Gebete und entzündeten Kerzen für die beim Anschlag Getöteten.

„Wir bitten um den Segen und Frieden für die Verstorbenen, Verwundeten, Trauernden und das ganze Land“, so Kardinal Schönborn. Die bewährte Einheit und der Zusammenhalt der Religionen in Österreich dürfe nicht zerstört werden, appellierte der Kardinal. Friede sei nie ein fertiges Produkt, sondern ein Netzwerk vieler einzelner Aufmerksamkeiten, von entsprechenden Umgangsstilen, etwa auch vom Verzicht auf Hasspostings oder dem Schüren von Vorurteilen.

„Wenn uns die Worte fehlen, dann können wir uns an die Worte halten, die uns von unseren Vorvätern überliefert wurden“, sagte Bischof Chalupka, der einen biblischen Psalm betete. IGGÖ-Präsident Vural verurteilte den Anschlag als „abscheuliche Tat“. Er hob den Zusammenhalt unter den Religionen hervor, für den er dankbar sei, bevor er ein Gebet sprach. In schweren Stunden sei das Schweigen eine Tröstung und das Gebet eine Zuflucht. Mit diesen Worten leitete Metropolit Arsenios sein Gebet ein.

Von Seiten der Politik nahmen an der Gedenkstunde im Stephansdom Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka teil; weiters fast die gesamte heimische Bundesregierung aber etwa auch der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig.

Linz: Stilles Gebet am Menschenrechtsbrunnen

Im stillen Gebet haben am Dienstagabend auch in Linz Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen und Religionsgemeinschaften, der Politik und Zivilgesellschaft der Opfer der Terroranschläge von Wien gedacht. Mit einer Schweigeminute und Kerzenlicht sollte beim Menschenrechtsbrunnen am Friedensplatz ein Zeichen der Verbundenheit mit der Wiener Bevölkerung, für den Frieden in der Gesellschaft und gegen Extremismus gesetzt werden. Von Seiten der Kirchen und Religionen nahmen der römisch-katholische Diözesanbischof Bischof Manfred Scheuer, der evangelische Superintendent Gerold Lehner, der Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinde Oberösterreich, Binur Mustafi, sowie die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Linz, Charlotte Herman, an dem Gedenken teil. Anwesend waren zudem Vertreterinnen und Vertreter des Internationalen Versöhnungsbundes, von Pax Christi, SOS Menschenrechte und Amnesty International. „Für uns alle ist ein Stück ‚heiler Welt‘ zusammengebrochen“, sagte Superintendent Lehner gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. „Dass diese Welt tatsächlich nicht heil ist, das haben wir aber gewusst. Dass in unserer Gesellschaft sichtbare und unsichtbare Spannungs- und Trennlinien verlaufen, das war uns bewusst.“ Deshalb müsse man sich weiterhin bemühen, „miteinander zu reden, Vorurteile zu entschärfen, im anderen den Menschen zu sehen, der Gottes Geschöpf ist, so wie ich es bin, und dies auch vom anderen einfordern“.

In Linz kamen Vertreter von Religionen und Zivilgesellschaft zu einer Schweigeminute zusammen. Foto: Stadt Linz

Salzburg: Friedensgebet im Dom

Im Salzburger Dom waren die Repräsentanten der Kirchen zu einem ökumenischen Friedensgebet zusammengekommen. Der römisch-katholische Erzbischof von Salzburg, Franz Lackner, appellierte dabei an die Gläubigen, den Terroranschlag „im Namen Gottes zu verurteilen und sich innerlich mit ganzer Geistes- und Glaubenskraft entgegenzustemmen“. Friede, ein von allen Religionen anerkanntes Grundwort des Glaubens, sei ein kostbares Gut. Dieses gelte es zu verteidigen, „nötigenfalls durch die dafür autorisierten Einrichtungen für Recht und Ordnung“, konstatierte Lackner. Dies sei in dieser Nacht geschehen und „dafür sind wir dankbar“, so der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz. Am Gebet nahmen neben Lackner und dem Salzburger Weihbischof Hansjörg Hofer auch der evangelische Pfarrer Michael Welther, der rumänisch orthodoxe Erzpriester Dumitru Viezuianu, der altkatholische Pfarrer Martin Eisenbraun, John Reeves von der griechisch-ukrainisch-katholischen Gemeinde, die methodistische Pastorin Dorothee Büürma sowie Zoran Vrabaski für die serbisch-orthodoxe Kirche teil.

ISSN 2222-2464

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