12.11.2003

Kirchen gedenken der Novemberpogrome von 1938

Gebets- und Bedenkwoche "Mechaye Hametim"

Gebets- und Bedenkwoche „Mechaye Hametim“

Wien, 12. November 2003 (epd Ö) Die Erinnerung an die nationalsozialistischen Novemberpogrome von 1938 steht im Mittelpunkt der traditionellen Gebets- und Bedenkwoche „Mechaye Hametim – Der die Toten auferweckt“ in Wien. „Wir vertrauen darauf, dass Gott dem Bösen nicht das letzte Wort lassen wird“, erklärte der frühere methodistische Superintentendent Helmut Nausner bei einem ökumenischen Gedenkgottesdienst am Sonntagabend, 9. November, in der Wiener Ruprechtskirche. Der Wiener Alterzbischof Kardinal Franz König verwies in einer Grußbotschaft auf das Prophetenwort „Israel, ich vergesse dich nicht“. Wenn Christen heute der Verbrechen der Shoah gedenken, so stehe genau dieses Wort vor Augen: Nie wieder soll dem Volk Gottes widerfahren, was ihm vor 65 Jahren angetan wurde. Die Last der Geschichte sei eine Mahnung, „heute und in der Zukunft mit aller Kraft an einer friedlichen Welt zu bauen, wo alle Menschen in Würde und Gerechtigkeit leben können“.

Gedenkfeier im Praterstadion

Im Rahmen des Gedenkens „65 Jahre Novemberpogrome“ wird am Donnerstag, 13. November, um 11 Uhr im Wiener Ernst-Happel-Stadion eine Gedenktafel enthüllt, die an die 1.000 im Stadion inhaftierten und später größtenteils ermordeten Juden erinnert. Die Tafelenthüllung nimmt Bürgermeister Michael Häupl vor.

Wenige Tage nach dem deutschen Angriff auf Polen am 1. September 1939 hatte Reinhard Heydrich, der Chef der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes, die Verhaftung aller männlichen Juden mit polnischer Herkunft (d.h. Personen mit polnischer Staatszugehörigkeit oder sog. Staatenlose, die in Polen ihr Heimatrecht besaßen) verfügt. Vom 9. bis zum 11. September wurden im Zuge einer Verhaftungswelle in Wien mehr als 1.000 jüdische Männer überfallsartig festgenommen, darunter Menschen aus den Alteneinrichtungen der Israelitischen Kultusgemeinde und Jugendliche. Die Polizei brachte die Gefangenen nach einigen Tagen ins Praterstadion, wahrscheinlich wegen der Überfüllung der Wiener Gefängnisse. Die auf die Verhaftungswelle folgende Internierung der Juden im Prater bildete den Auftakt für die Deportation und Vernichtung.

ISSN 2222-2464

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