14.01.2009

Kirchen feiern am 17. Jänner den „Tag des Judentums“

In Österreich finden bereits zum 10. Mal Gottesdienste und weitere Veranstaltungen statt, die auf die Verwurzelung des Christentums im Judentum verweisen

In Österreich finden bereits zum 10. Mal Gottesdienste und weitere Veranstaltungen statt, die auf die Verwurzelung des Christentums im Judentum verweisen

Wien (epd Ö) – Die Kirchen in Österreich feiern heuer zum 10. Mal den 17. Jänner als „Tag des Judentums“. Das Christentum ist in seinem Selbstverständnis wesentlich mit dem Judentum verbunden; damit dies den Christen immer deutlicher bewusst wird, hat der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) den „17. Jänner – Tag des Judentums“ als Gedenktag im Kirchenjahr eingeführt.

Die Kirchen wollen sich am „Tag des Judentums“ ihres gemeinsamen Fundaments erinnern: der Verwurzelung im Judentum. Die Initiative zur Einführung eines jährlichen „Tages des Judentums“ in Österreich geht auf die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung (EÖV2) in Graz (1997) zurück. Auch in Italien und in Polen wird der „Tag des Judentums“ begangen.

Bewusst wird der „Tag des Judentums“ am 17. Jänner und damit am Tag vor Beginn der „Weltgebetswoche für die Einheit der Christen“ (18. bis 25. Jänner) begangen: Bei allen Trennungen der Christenheit untereinander ist allen Kirchen gemeinsam, dass sie im Judentum verwurzelt sind.

Wie der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Altbischof Herwig Sturm, betont, müsse die Beziehung zwischen Christen und Juden immer wieder neu bedacht, vertieft und geklärt werden. Es gelte vor allem auch, den Holocaust immer wieder aufzuarbeiten, daran zu erinnern und schließlich auch innerlich zu überwinden, so Sturm.

Die ökumenischen Dialoggruppe „Teshuva“ aus Mailand hatte 1997 die Idee des „Tags des Judentums“, wie er bereits in Italien praktiziert worden war, in die „EÖV2“ eingebracht. Auf Initiative des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit – und insbesondere des 2006 verstorbenen lutherischen Theologen Prof. Alfred Raddatz – griff der ÖRKÖ diese Anregung auf. Seit 2000 steht der „Tag des Judentums“ im liturgischen Kalender aller Kirchen.

Helmut Nausner, Präsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit und ÖRKÖ-Pressesprecher, betont zum Jubiläum: „Der Tag des Judentums hat sich als eine gute ökumenische Herausforderung bewährt. Die regelmäßige gemeinsame Vorbereitung auf diesen ökumenisch gesetzten Tag hilft, die Trägheit der Herzen zu überwinden, die lieber vergessen wollen. Die Israelvergessenheit der Christen ist noch lange nicht überwunden“.

Zahlreiche Veranstaltungen

Der zentrale Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich findet am Samstag, 17. Jänner, um 18.30 Uhr in der römisch-katholischen Pfarrkirche „Namen Jesu“ am Schedifkaplatz (Wien-Meidling, Philadelphiabrücke) statt. Die Predigt hält der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld.

In der evangelischen Kirche Am Tabor lädt die Pfarrgemeinde gemeinsam mit der liberalen jüdischen Gemeinde Or Chadasch am Donnerstag, 15. Jänner, um 18.30 Uhr zu einer christlich-jüdischen Gebetsstunde ein.

Der Aachener Theologe Prof. Hans Hermann Henrix wird am 16. und 17. Jänner im Rahmen der Wiener Theologischen Kurse über das Verhältnis von Christentum und Judentum referieren (Curhaus am Stephansplatz; Freitag ab 18.30 Uhr, Samstag ab 9.30 Uhr). Henrix gilt als einer der besten Kenner des Dialogs zwischen Juden und Christen in der der römisch-katholischen Kirche. Er war bis 2005 Direktor der Bischöflichen Akademie Aachen. 2003 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Konsultor der Kommission für die religiösen Beziehungen zu den Juden.

An der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz wird Prof. Ewald Volgger am 15. Jänner, 19.30 Uhr, über Antijudaismen in der römisch-katholischen Liturgie referieren. In Salzburg findet ebenfalls am 15. Jänner um 19 Uhr in der Dombuchhandlung (Kapitelplatz 6) eine Diskussionsveranstaltung zum Thema „Paulus nach 2000 Jahren: Brücke oder Hindernis im christlich-jüdischen Dialog?“ statt. Teilnehmer sind die methodistische Pastorin Esther Handschin, der Neutestamentler Prof. Peter Arzt-Grabner von der Universität Salzburg und Markus Himmelbauer vom Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit. (Informationen: www.christenundjuden.org).

ISSN 2222-2464

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