26.12.2021

Kinderseele

Julia Schnizlein lädt ein, das Leben zu feiern

"Gott kam als Kinderseele zur Welt. Das ist beachtlich! Er hätte diese Lebensphase ja auch überspringen können." Foto: pixabay

Julia Schnizlein lädt ein, das Leben zu feiern

Ich mag Feste. Schon als Kind habe ich es geliebt, zu feiern. Aber je älter ich werde, desto mehr mag ich es auch, wenn Feste wieder vorbei sind. Wenn die Zeit der Anspannung und Vorbereitung, der Erwartung und der um jeden Preis guten Laune vorüber ist. Wenn man Zeit hat, zu entspannen, sich zurücklehnen und das Gewesene Revue passieren zu lassen. Feste leben nämlich auch von der Rückschau. Und davon, was man mitnimmt: Was hat mir gutgetan? Was war mir wichtig? Worum ging es überhaupt?

Dieser Tage feiern Millionen Menschen weltweit ein großes Fest. Nicht irgendeines, sondern Gottes Geburtstag. Seit dem vierten Jahrhundert feiern Christinnen und Christen, dass Gott Mensch wurde. In Form eines jüdischen Säuglings in einer Notunterkunft in Bethlehem.

Gott kam als Kinderseele zur Welt. Das ist beachtlich! Er hätte diese Lebensphase ja auch überspringen können. Ein Gott, den man stillen und wickeln muss, dem man zur eigenen Sicherheit Grenzen setzen muss, der könnte ein Autoritätsproblem haben – kann man meinen.

Aber Gott hat diesen Weg sicher ganz bewusst gewählt. Vielleicht, weil ihm Kinder wichtig sind. Das macht er ja auch später, als Erwachsener deutlich, wenn er immer wieder sagt: „Werdet wie die Kinder!“

Vielleicht wollte Gott es auch allen zeigen, meint Susanne Niemeyer in ihrem empfehlenswerten Buch „Das Weihnachtsschaf“. „Vielleicht wollte er vormachen, wie das geht: Mach dich verletzbar. Nur so bist du echt. Hab Vertrauen. Lass dich tragen. Rechne nicht. Greif zu, wenn sich dir etwas bietet (und lerne, dass du nicht alles haben kannst.) Bleib neugierig. Verwirf das Einfache nicht, vielleicht birgt es einen Schatz. Schäm dich nicht für dein Dasein. Lache, wenn du lachen willst, und weine, wenn du traurig bist. Vergiss die Wut nicht, sie gehört zu dir.

Schlaf ist kein Zeichen von Faulheit. Miss dein Gegenüber nicht an seiner Kleidung. Erlaube dir, keinen Brokkoli zu mögen. Fürchte das Scheitern nicht. Frag, was du wissen willst. Wer nicht fragt, bleibt dumm. Spar dabei den Tod, das Ende der Welt oder ihren Anfang nicht aus. Liebe deinen Körper. Es gibt dich nicht ohne ihn. Halte vieles für möglich.“

Und feiere! Feiere das Leben! Feiere jeden Tag wie ein Fest!

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@juliandthechurch

ISSN 2222-2464

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Schlagworte

Weihnachten | Kinder | Schnizlein

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